Rezension

Unterhaltsame "Schau" der menschlichen Seele

Das Buch der Phobien und Manien -

Das Buch der Phobien und Manien
von Kate Summerscale

Bewertet mit 3 Sternen

99 unterhaltsame Geschichten über Obsessionen, jedoch ohne kritische Betrachtung.

In diesem äußert hübsch gestalteten Buch finden sich Geschichten, Deutungen und Betrachtungen zu Phobien und Manien. Wissenschaftlich scheinen die Beschreibungen nicht belastbar. Zudem werden nicht alle hier vorgestellten Erscheinungsbilder menschlicher Eigenheiten medizinisch als Manie oder Phobie eingeordnet. Insofern ist der Buchtitel etwas irreführend. Wer darauf nicht vorbereitet ist, kann dies auch als unangebrachtes Zurschaustellen menschlicher Ängste verstehen. Die Autorin hat in der Einführung dazu eine Erklärung geschrieben, die mir jedoch nicht ausführlich genug ist.

Was jedoch die soziologischen, geschichtlichen und psychologischen Aspekte ihrer Beschreibungen angeht, ist das Buch sehr spannend. Es ist aber wirklich eher als "eine Geschichte der Welt" zu lesen, wie es der Buchtitel sagt, als ein zuverlässiges Lexikon.
Die Beschreibungen sind bellestristisch orientiert und als Ausdruck früherer Zeiten zu verstehen. Es werden Aberglauben und früherer Ansichten z.B. über den Penisneid angebracht. Beispiele aus Film und Fernsehen und anderen gesellschaftlichen Kontexten über Entstehung, Einordnung und Umgang mit den Obsessionen machen das Ganze interessant und anschaulich. Jedoch wird nicht über jede vorgestellte Obsession gleichermaßen viel und auch nicht durchgehend komplett zu Entstehung, Erscheinungsbild und Behandlung berichtet. Diese Sammlung dient also der Unterhaltung, nicht zuletzt durch die detaillierten Zeichnungen und die nachfühlbaren Beschreibungen von Ängsten.

Mir fehlt in dieser Sammlung, in der Einführung wird dies nur angedeutet, die kritische Einordnung und Reflektion der Beschreibungen. Die Obsessionen werden häufig kurz angerissen und beinhalten hauptsächlich die Erlebnisberichte.

99 unterhaltsame Geschichten über Obsessionen, jedoch ohne kritische Betrachtung.