Rezension

Unterhaltsamer Frauenroman für Zwischendurch

Guten Morgen, Revolution - du bist zu früh! - Kirsten Ellerbrake

Guten Morgen, Revolution - du bist zu früh!
von Kirsten Ellerbrake

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Wenn um 2 Uhr morgens das Telefon klingelt, bedeutet das nichts Gutes.

Wenn um 2 Uhr morgens das Telefon klingelt und sich die Polizei meldet, schrillen bei allen Müttern die Alarmglocken.

Da ist Nora doch fast schon erleichtert, dass es „nur“ darum geht, dass sie ihre Tochter Charlie aus dem Polizeigewahrsam abholen soll, nachdem Charlie bei der Blockade eines Castortransports verhaftet worden ist.

Zu Beginn der Erzählung noch völlig überbesorgte Mutter holt Nora schon bald die eigene Vergangenheit ein: Denn eigentlich hat sie selber in den 80er Jahren doch auch gegen Atomkraft und für alle möglichen Ideale demonstriert und Flugblätter verteilt und wollte die Welt verändern. Doch was ist inzwischen aus ihren alten Idealen geworden? Und was machen eigentlich die alten Freunde, WG-Mitbewohner und Mitstreiter von damals?

Forciert von ihrer Tochter begegnet sie ihrer alten Anti-AKW-Clique schneller wieder, als ihr lieb ist, und erlebt dabei so manche Überraschung.

Mein Leseeindruck:

Ein unterhaltsamer Frauenroman, der sich mit der Frage beschäftigt: Was ist aus unseren Zielen und Idealen geworden? Und wie sind wir nur so geworden, wie wir jetzt sind?, verpackt in eine Mutter-Tochter-Geschichte mit heiterer Zeitreise durch die 80er Jahre und die alternative Szene.

Der ganze Roman ist flüssig geschrieben, lässt sich locker weg lesen und hat mir einige unterhaltsame Stunden beschert.

Die paar kleineren Schwächen fielen für mich nicht sonderlich ins Gewicht. Dazu gehörten der mir doch zu extreme und deshalb nicht ganz glaubwürdige Wechsel zwischen der überbesorgten Mutter der Gegenwart und der politischen Aktivistin in jungen Jahren, die die Protagonistin Nora beide verkörpert. Auch hat der Roman stellenweise ein paar der häufigen und leider üblichen Frauenromanschwächen: Neben der Haupthandlung hat Nora noch ein kompliziert-chaotisches Liebes- und Arbeitsleben – und das in erster Linie deshalb, weil sie Aussprachen aus dem Weg geht und stattdessen lieber „rumzickt“. Trotzdem war mir die Protagonistin sehr sympathisch und hat mir der Roman genau das geliefert, das ich von ihm erwartet habe: nette Unterhaltung für Zwischendurch.

Meine Leseempfehlung:

Für Frauen, die das erste Klassentreffen hinter sich haben ;-)