Rezension

Unterhaltsames Kinderbuch

Ritter Kahlbutz - Besuch aus der Vergangenheit - Dorothea Flechsig

Ritter Kahlbutz - Besuch aus der Vergangenheit
von Dorothea Flechsig

Bewertet mit 4.5 Sternen

„...Ziemlich jämmerlich sah die alte Mumie zwar aus, doch Nils hatte sich einmal geschworen, Menschen niemals nach ihrem Äußeren zu beurteilen...“

 

Nils hat Übergewicht. Deshalb wird er in der Schule häufig gehänselt. Heute haben sich Sven und Toni eine besondere Gemeinheit ausgedacht. Sie wissen, dass Nils zum Schwimmen ist und wollen ihn erschrecken. Dazu haben sie die Mumie des Ritters Kahlbutz aus der Gruft gestohlen und an einem Laternenmast festgebunden. Dann aber schlägt ein Blitz in den Mast, und der Ritter wird plötzlich lebendig. Sven und Toni hauen ab. Nils nimmt sich des eigenartigen Fremden an.

Die Autorin hat ein humorvolles Kinderbuch geschrieben. Dabei wird die Geschichte auf zweierlei Weise erzählt. Einmal geschieht das durch die Autorin, zum anderen auf Blättern, die Aussehen wie Pergamentrollen. Wann und wie Ritter Kahlbutz diese Aufzeichnungen angefertigt hat, erfährt der zukünftige Leser während der Handlung..

Das Besondere an dem Buch ist, dass Kahlbutz seine neu geschenkte Zeit nutzen möchte, um Gutes zu tun und seine unrühmliche Vergangenheit hinter sich zu lassen. Natürlich erzählt er Nils, warum er als Mumie nie verwesen konnte. Er steht zu seinen Fehlern. Allerdings ist Kahlbutz auch belehrungsresistent. Er kann und will mit den Errungenschaften unserer Zeit nichts anfangen. Im Gegensatz dazu besteht er darauf, dass sein Land noch ihm gehört. Doch mit einem geschickten Kunstgriff gelingt es Nils, dafür zu sorgen, dass sich keiner über den Ritter wundert.

Der Sprachstil des Buches ist schwierig zu beschreiben. Der Ritter redet zum Teil in seiner altertümlichen Sprache. Allerdings betrifft das nur den Satzbau. Die Wörter entsprechen meist unserem Deutsch. Trotzdem dürfte es für die Zielgruppe nicht immer einfach sein zu verstehen, was er ausdrücken will. Seine Vergangenheit prägt Wortwahl und Themen. Nils, Sven und Toni sprechen natürlich altersgemäß. Das Buch durchzieht ein feiner Humor. Der wird vor allem dann spürbar, wenn Kahlbutz mit technischen Einrichtungen konfrontiert wird. Aber auch manche Speisen und Getränke sind ihm suspekt. Ganz nebenbei und eher unauffällig werden ernste Themen angesprochen. Dabei geht es nicht nur um die Hänselei von Nils. Die unterschiedlichen Erziehungsmethoden der Elterngeneration spielen genauso eine Rolle wie die wandelbare Moral der Erwachsenen.

Passende Schwarz-Weiß-Illustrationen veranschaulichen die Handlung. Außerdem beginnt jedes Kapitel mit einer von einer Hand gehaltenen Tafel. Auch die Verzierung der Seitenzahlen gefällt mir gut.

Ein kursiver Brief beendet die Geschichte. Er enthält eine Einladung an den Leser nach Kampehl, dem Ort der Handlung.

Das farbenfrohe Cover mit der Ritterrüstung vor den Autos passt perfekt zur Handlung.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Freundschaft und Hilfsbereitschaft werden auf ungewöhnliche Weise thematisiert.