Rezension

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Vampire im Vatikan?

Vatikan - Die Hüter der Reliquie
von Antonia Günder-Freytag

In einem Brief an den Papst warnt die heilige Apollonia vor ihrem Sohn, einem Halbvampir, der die Weltherrschaft an sich reißen will. Pater Comitti, der Archivar des Vatikans, traut seinen Augen nicht, als er bei der Ablage feststellt, dass diese Warnung bereits seit über 300 Jahren ausgesprochen wird. Doch erst als er und der Sicherheitschef des Vatikans die Biografie lesen, die dem Schreiben beiliegt, wird Comitti klar, dass er sich mitten in einem Kampf befindet, der schon seit Jahrhunderten ausgefochten wird. Die Zukunft der Welt liegt nun in seinen Händen …

Meine Meinung:

Dank "Höllenjob für einen Dämon" und "Höllenjob für einen Seraph" von Helen B. Kraft, erschloss sich mir eine neue Art der Unterhaltung. Irgendwie ein Genre, das sich nicht in eine Schublade stecken lässt. Ein wenig Satire, ein wenig Humor, etwas Fantasy aber auch historisches - irgendwie einfach bunt gemischt, genau das ist es, was mich in diesem Buch erwarten soll, wie bereits die Buchseite auf der Verlagshomepage (click Cover) verspricht. Wieso ich hier nun den Vergleich zu den Höllenjobs anstrebe? Dazu später mehr.

Zu Beginn möchte ich Lovelybooks, Bookshouse und natürlich der Autorin danken, dass ich dieses Buch lesen durfte. Die Farben (ich hatte "nur" ein eBook), sehen echt toll aus, auch gefallen mir die Schrift und das Hintergrundbild. Toll. Allerdings muss ich ehrlich gestehen, dass ich es wahrscheinlich, auf Grund des Titels, eher nicht aus dem Regal genommen hätte, da ich es nicht so mit Religion habe. Nun denn, da ich aber von der Autorin wusste, dass ich jetzt kein staubtrockenes Religionsbla erwarten muss und der Klappentext ja immerhin von Vampiren spricht, kann ich als Leser also schon erahnen, wo der Hase lang läuft.
Und selbst dann irre ich immer noch!

Kommen wir doch direkt zu den Charaktern, die uns begegnen. Allen voran, Pater Comitti. Wobei man ihn nicht alleine stehenlassen kann, denn gewissermaßen sind es zwei Geschichten in einer. So erzählt Pater Comitti die Geschichte von Lucienne (deren Nachname ich leider nicht mehr zusammen bekomme). Sie kommt jedenfalls aus Frankreich.
Wieso tut er das? Weil er es muss, bzw. weil er einige Aufzeichnungen findet, die er eben, neugierig wie er ist, lesen will. Und eben auch liest.
Wir begegnen aber auch Arconskij (ich schaue jetzt absichtlich nicht nach, ob ich ihn richtig geschrieben habe, denn sein Name war echt total die Stolperfalle und ich will ein wenig das "Autorenfeeling" verspüren - wie muss sich die Autorin gefühlt haben, als sie diesen Namen immer wieder tippen musste - argh). Er liest also mit Comitti mit.
Auf der anderen Seite ist da Argyle, seines Zeichens, ein Vampir. Auf seinen Auftritt muss man, zugegeben, ein wenig warten, allerdings hat das einen wichtigen Grund, der im Laufe der Geschichte natürlich erklärt wird.
Apollonia, die Schutzpatronin der Zahnärzte und Laurentius, auch eine wichtige Nummer spielen ebenso eine Rolle wie Miguel und Paolina.
Viele Namen, viele Geschichten, alle wichtig und nicht zu viel.

Der Sprachstil/Schreibstil der Autorin macht es mir einfach durch die Geschichte zu gelangen. Sie erzählt ausschmückend, wo es sein darf, und spart sich überflüssige Worte, wo diese stören würden und erzeugt damit eine tolle und stimmige Atmosphäre. Wenngleich es hier und da etwas "eklig" zugeht. Im Zuge der Leserunde habe ich aber erfahren, dass sogar ein paar dieser Szenen dem Rotstift zum Opfer fielen und ein klein bissl bin ich froh darüber, denn die Autorin spricht meine Fantasie an und diese spinnt ja bekanntlich oft ganz schauderhafte Bilder.
Jedenfalls war auch der Spagat zwischen der heutigen Zeit und Pater Comitti und der damaligen Zeit und Lucienne sehr gelungen. Das hat echt Spaß gemacht und fühlte sich niemals langweilig oder fehl am Platze an.

Fazit:
Ich möchte mit dem Lob beginnen, die Charakter, die mir begegnet sind, sind alle samt gut durchdacht gewesen. Ich hatte bei keinem das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, oder dass die Person keinen Hintergrund hat. Das lässt die Autorin auch immer wieder durchsickern, aber nie zuviel, wie in einer riesigen Rückblende. Das fand ich spitze. Ebenso die Sprache, wie bereits erwähnt. Ich konnte mir die Handlungsorte gut vorstellen und bin mir sicher, dass hier einige Zeit an Recherche in diese Geschichte geflossen ist. Zugegeben, ich kenne mich nicht im Vatikan aus, auch kenne ich mich nicht so gut mit der Religion aus, aber ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, diese Themen betreffend, einem Schwindel aufzusitzen. Manche Namen sagten mir sogar was. Sehr schön.
Die Figuren interagierten. Es kamen neue Figuren und sie gingen wieder. Begebenheiten und Tatsachen wurden plausibel erklärt. Hier hat die Autorin alles richtig gemacht.
Dennoch gibt es auch ein klein wenig Kritik. Ich habe der Autorin alles abgekauft, jedes Detail aus dem Vatikan, dem Paterleben, seinerzeit mit Lucienne, Argyle, wirklich alles. Aber den Knick
(ACHTUNG SPOILER)
In dem Apollina und Argyle zusammen mit Laurentius einen Zeitsprung gemacht haben, den leider nicht. Wie ich über die Leserunde erfahren habe, war dies nötig, um die Geschichte in ihrem Verlauf so nicht zu behindern und plausibel zu erklären, für mich gab es ab diesem Punkt jedoch eine kleine Macke, die leider nicht ausgebügelt werden konnte.
(SPOILER ENDE).
Und hier komme ich zum Vergleich der Höllenjobs: Meiner Meinung nach wurde hier ebenfalls das Thema Religion aufgegriffen und glaubwürdig, wenn auch hier mit leicht gruseligem Unterton, verarbeitet. Und auch mit meiner Meinung liegen diese Bücher auf demselben Niveau: Religion kann Spaßmachen und daher gibt es auch hier eine Leseempfehlung von mir!