Rezension

Verbotene LIebe

1941. Liebe in herzlosen Zeiten -

1941. Liebe in herzlosen Zeiten
von Margrit Cantieni

Bewertet mit 4 Sternen

Der in der Schweiz internierte polnische Soldat Marek verliebt sich in die junge Sofia, obwohl das Fraternisieren streng verboten ist und unter Strafe steht. Die beiden finden immer wieder eine Möglichkeit, sich zu treffen. Es passiert, was passieren muss, erstens werden die beiden von einem Jungbauern „zufällig“ gesehen und anschließend denunziert und zweitens wird Sofia schwanger. Heiraten ist verboten, Mark muss in den Arrest und Sofias Vater entpuppt sich nach dem anfänglichen Schock als Pragmatiker: Sofia zieht zu ihrer Tante nach Zürich.

 

Es gilt die Widerstände zu überwinden. Mehr als einmal müssen die Leser bangen. Werden es die beiden schaffen, den behördlichen Vorschriften, die ihrer Liebe im Weg stehen zu trotzen?

 

Meine Meinung:

 

Mit Spannung habe ich dieses Buch aus dem für den Verlag Emons unüblichen Genre „Liebesroman“ erwartet und gelesen.

 

Die Schweizer Autorin Margrit Cantieni bringt uns in ihrem historischen Roman bislang wenig beachtetes Thema näher: Die Schweizer und ihre Haltung den im Land internierten Soldaten des Zweiten Weltkriegs gegenüber. Anhand der Liebesgeschichte zwischen Marek, einem polnischen Soldaten, der in Graubünden interniert ist, und der Bündnerin Sofia, die eine Lehrerinnenausbildung absolviert, wird Kehrtwende der Schweizer Bevölkerung gezeigt. Aus der anfänglichen Solidarität mit den Soldaten, die fast Heldenstatus erlangen, weil sie sich nicht für eine hoffnungslose Sache verheizen lassen wollen und in die Schweiz geflüchtet sind, wird mit Fortdauer des Weltkrieges Ablehnung und Hass. Es ist politisch durchaus verständlich, ist doch die neutrale Schweiz von Hitler-Deutschland und den von der Wehrmacht besetzten Gebieten Frankreichs sowie von Mussolinis Italiens umgeben (um nicht zu sagen umzingelt). Je länger der Krieg dauert, desto spürbarer sind die Einschränkungen und spaltet die eidgenössische Bevölkerung. So wird den Bauern vorgeworfen, sich auf Kosten der Arbeiter zu bereichern. Dabei wird vergessen, dass die Landwirtschaft ohne Männer, Pferde und Maschinen auskommen muss, aber die Anbauflächen vervielfacht worden sind.

 

Daher sieht man in den internierten Soldaten und den Geflüchteten nur unnütze Esser, die die ohnhin knappen Nahrungsmittelvorräte weiter schmälern. So ist es kaum verwundert, dass die faschistischen Ideen auch in zahlreichen Schweizer Köpfen auf fruchtbaren Boden fallen. So faszinierend wie schrecklich das ist, hat man doch immer das Bild der fast klinisch-sauberen Schweiz im Kopf.

 

Sehr gut ist die Gemütslage der beiden Protagonisten, Marek und Sofia, beschrieben. Er will nach dem Ende des Krieges wieder in seine Heimat Polen zurückkehren, sie Graubünden jedoch nicht verlassen. Dieser Konflikt schwelt die ganze Zeit über den beiden. Wie die Geschichte ausgeht, lest bitte selbst.

 

Fazit:

 

Ein sehr gut gelungener historischer Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.