Verlangen und Obsession
Bewertet mit 4 Sternen
Marie und Simon. Sie begegnen sich. Ihre Gefühle spielen verrückt. Die Irrungen und Wirrungen der Liebe oder des Begehrens, des Verlangens halt. Etwas, was wir alle kennen, wir alle kennen sollten. Und wenn wir dieses Gefühl, dieses Dilemma im Kopf, dieses Fliegen im Bauch, diese rosarote Brille kennen, wissen wir auch, was das anrichten kann. Denn hier tobt das Leben und das Verhängnis lauert schon um die Ecke mit einem gierigen Blick. Wittert seine Chance. Denn in diesen intensiven Gefühlswelten lauert auch die Kraft der Zerstörung. Und das ist etwas, was ich niemandem wünsche, diese zerstörerische Kraft, die die Seele schädigen kann, intensiv schädigen kann.
Gina Schad bringt in ihrem Buch der Leserschaft dieses intensive Erleben nahe, natürlich erzeugt das Handeln der Hauptpersonen eventuell negative Gefühle in uns, aber diese negativen Gefühle kann ich nicht diesem Buch zurechnen, denn da rechne ich mit dem Verhalten der Charaktere des Buches ab und dies wäre in meinen Augen der Autorin gegenüber unangebracht.
Denn Gina Schad fesselt mich mit ihrer Geschichte, sie erzeugt dieses gewisse suchtige Verhalten in mir, was ich ihr hoch anrechne. Denn diese Geschichte zieht mich an, begeistert mich, gefällt mir sehr. Die Charaktere erscheinen gefangen in ihrem Empfinden, erliegen diesem Verlangen, einem der intensivsten Gefühle, zu denen wir Menschen in der Lage sind. Natürlich befremdet dieses Verhalten auch etwas, aber das rationale Denken schaltet sich eben genau hier aus und die Betroffenen handeln impulsiv und wie fremd gesteuert. Das wird nicht jedem Leser gefallen, besonders, wenn man das Verhalten der Charaktere in Bezug zu sich selbst sieht und man sich der eigenen Situation, bzw. der eigenen Verletzbarkeit klarer wird. Denn wenn das Leben tobt, kann man da noch gegensteuern? Manchen Menschen gelingt dies sicher und manchen halt nicht. Aber so ein Erleben wird die Person nachhaltig verändern, denn vergessen wird man dieses Gefühlschaos sicher nie.
Gina Schad erschafft mit ihrem Buch „Nach einem Traum“ einen intensiven Blick auf eine Obsession, der in nur einem Punkt einen Abzug bei mir findet. Ein kleines Fünkchen hat mir hier noch gefehlt um in vollen Flammen für dieses Buch, für diese Obsession zu vergehen, dennoch ist dieses Buch in meinen Augen gelungen und verdeutlicht ein Gefühlschaos, dass wahrscheinlich nur wenige erleben wollen, in seinem intensiven Erleben aber auch einen gewissen Reiz in unserem Leben bietet.