Rezension

Verrückt ist relativ

Acht Wochen verrückt - Eva Lohmann

Acht Wochen verrückt
von Eva Lohmann

Mila ist 27, hat einen guten Job, einen Freund und sieht nicht schlecht aus. Vom Leben überfordert, beginnt sie sich immer mehr zurück zu ziehen, bis sie irgendwann nur noch funktioniert, aber nicht mehr richtig lebt. Doch eines Tages klappt auch das Funktionieren nicht mehr und Mila kommt in eine psychosomatische Klinik – die Klapse, in der nur die Verrückten sind. Hier lernt Mila, dass verrückt sein relativ ist und sie findet endlich wieder einen Weg zu sich selbst.
In Form ihrer Protagonistin Mila erzählt Eva Lohmann hier ihre eigene Geschichte, wodurch das Buch unheimlich authentisch ist. Man merkt deutlich, dass hier jemand schreibt, der weiß, wovon er redet. Zudem schreibt die Autorin so intensiv und lebhaft, dass ich häufig das Gefühl hatte, ich wäre direkt dabei und würde mit Mila durch die Gänge der Klinik gehen und auf der Wiese vor der Klinik liegen.
Im  Verlauf der Geschichte macht Mila eine enorme Entwicklung durch. Als Leser begleitet man sie durch die verschiedenen Phasen dieser Entwicklung. Besonders interessant fand ich die Schilderung von Milas Gefühlen und Emotionen. Diese waren sehr gut nachvollziehbar, so dass man einen guten Einblick in Milas Gefühlswelt erhält. Dabei wird deutlich, dass psychische Erkrankungen wie ein Burn-Out und Depressionen nichts damit zu tun haben, dass sich jemand einfach nur etwas anstellt oder faul ist, sondern dass die Erkrankten wirklich leiden und vor allem schwer und hart an sich arbeiten müssen, um zu genesen. Während Milas Klinikaufenthalt lernt sie verschiedene Menschen kennen, so dass man auch etwas über andere Krankheitsbilder wie zum Beispiel Bulimie und Magersucht erfährt. Auch hier verdeutlicht die Autorin, dass es sich dabei um tatsächliche Krankheiten und nicht etwa einen übertriebenen Diät-Plan oder sonstiges handelt.  In „Acht Wochen verrückt“ enttaburisiert Eva Lohmann den Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik, weil sie zeigt, wie wichtig und hilfreich dies für die Betroffenen und ihr Leben ist. Dies finde ich richtig und auch wichtig, denn in Zeiten, in denen die Anzahl der psychischen Erkrankungen kontinuierlich steigt, ist es dringend nötig, dass die Menschen diesbezüglich toleranter werden. 
Eva Lohmanns Schreibe hat mir gut gefallen. Auf der einen Seite schreibt sie sehr einfühlsam, auf der anderen Seite sind viele ihrer Aussagen voller (Selbst-)Ironie. Diese Mischung ist perfekt aufeinander abgestimmt, so dass ich trotz der Schwere der Thematik immer wieder lächeln und schmunzeln musste. Obwohl ich das Buch an einem Nachmittag durchgelesen habe, konnte ich es nur langsam lesen. Immer wieder musste ich eine kleine Pause machen, um über das Gelesene nachzudenken. Ich denke auch, dass mich dieses Buch gedanklich noch eine Weile begleiten wird, da mich Milas Geschichte berührt hat und sehr zum nachdenken angeregt hat.

Fazit: 
Dieser autobiografische Roman hat mich wirklich beeindruckt. Das Buch umfasst zwar nur 194 Seiten, doch diese stecken voller Mut, Wahrheit und Leben. Die erzählte Geschichte hilft dabei, zu verstehen was in Menschen mit Depressionen bzw. Burn-Out vorgeht und ist daher aus meiner Sicht nicht nur für Betroffene, sondern auch für alle anderen Menschen, welche Berührungspunkte zur Thematik haben, absolut empfehlenswert.