Rezension

Verschenktes Potential.

Bloom -

Bloom
von Kevin Panetta

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ari hängt fest. Fest in seiner kleinen Heimatstadt, die ihm nichts zu bieten hat. Die familiengeführte Bäckerei braucht seine Unterstützung, dabei ist sie der Traum seines Vaters. Nicht seiner. Ari möchte ausziehen, mit seiner Band groß rauskommen. Wenn er eine anderweitige Hilfe für die Bäckerei findet, darf er gehen; so der Deal mit seinen Eltern. Und Ari findet tatsächlich jemanden: Hector. Hector ist ruhig, verlässlich und der geborene Bäcker. Zwischen den beiden entsteht zaghaft eine innige Freundschaft und vielleicht auch bald mehr...

Die Storyline klingt zauberhaft, daraus hätte man so einiges machen können. Doch leider schöpft diese Graphic Novel ihr Potential absolut nicht aus.
Die Illustrationen sind absolut hinreißend und der ganz in blau gehaltene Zeichenstil bringt eine gewisse Melancholie und ein Lauer-Sommerabend-Gefühl in die Geschichte. Wie Ari und Hector sich immer wieder verstohlen Blicke zuwerfen oder sich "zufällig" berühren, ist wahnsinnig schön eingefangen.

Doch leider überzeugte die Geschichte an sich und die Entwicklung der Figuren mich überhaupt nicht. Viele der Handlungen und Entscheidungen kamen aus dem "Nichts" und verliefen sich innerhalb der Geschichte. Der Erzählton ist sehr distanziert, man beobachtet die Figuren aus der Ferne und kommt ihnen nicht wirklich nahe. Dabei hätte man so leicht Gedankengänge, Gefühlsregungen oder Rückblenden in die Zeichnungen einbauen können. Viele Gespräche wirken seltsam abgehackt, die Entscheidungen der Figuren unüberlegt und unverständlich. So viele Themen liegen offen und bieten sich an: Der Konflikt zwischen Ari und seinen Eltern, die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Träume, das große Verantwortungsgefühl für die Familie, Aris Homosexualität, seine Musikliebe... usw. Es wird alles kurz angerissen und meiner Meinung nach nicht zuende gebracht und wenn, dann hastig und unbefriedigend.

Der Graphic Novel hätten 100 weitere Seiten und dadurch mehr Raum für ausgedehtere Dialoge und die Figurenentwicklung sehr gut getan. Leider konnte der zauberhafte Zeichenstil den seltsam löchrigen Erzählstil nicht retten. Leider zuviel verschenktes Potential. Wirklich jammerschade.