Rezension

Verschiedene Handlungen und Schicksale werden gekonnt miteinander verwebt

Lügentanz - Ivonne Keller

Lügentanz
von Ivonne Keller

Kurzbeschreibung
Als Michaela ihren Mann fragt, ob er sie noch liebt, rechnet sie nicht mit einem Nein. Liegt es am Schock, das sie ein wichtiges Telefonat vergessen hat, oder beginnen ihre Aussetzer erneut, unter denen sie vor Jahren litt? Oder spielt ihr Mann ein falsches Spiel und will sie loswerden?

Handlung
„Liebst Du mich noch?“
„Nein!“
Es gibt Fragen, auf die man manchmal vielleicht gar nicht eine ehrliche Antwort haben möchte, oder bei denen man zumindest nicht mit einer solchen Antwort rechnet. Der Roman beschreibt die verzweifelte Situation einer Hausfrau und Mutter, die nicht mehr weiß, wo ihr der Kopf steht und auf der Suche nach der Wahrheit und vor allem sich selbst, Kind und Mann verlässt.
Dabei zweifelt sie lange Zeit an ihrem Verstand und gerät in den Zwiespalt zwischen Realität und Hirngespinsten.
Ivonne Keller nimmt in diesem Roman den Leser gemeinsam mit ihrer Protagonistin auf eine Reise voller Lügen, Intrigen, Verzweiflung und einem Abgrund, der sich auftut, wenn man kurz davor ist, sich selbst beziehungsweise seinen Verstand zu verlieren.
Verschiedene Handlungen und Schicksale verwebt sie gekonnt zu einem Netz, dass den Leser fesseln kann und die Geschichte zum Ende hin spannend werden lässt.
Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive ihrer Protagonistin, parallel aus Lenas Sicht, eine Bekannte von Michaela, die ihr eigenes Päckchen zu tragen hat und eine dritte Darstellung in Form von Emails, die von Michaelas bester Freundin Bea geschrieben sind.
Diese Emails lassen den Leser zusätzlich bis zum letzten Drittel rätseln, bauen Spannung mit ein und wecken die Neugierde und die Lust weiterzulesen.

Die Figuren
Es gibt einige Personen, die in dieser Geschichte eine wichtige Rolle spielen und Ivonne Keller schaffte es erneut, dass ich einige dieser Personen, die gesamte Geschichte über hinterfragte und mich mit ihnen ernsthaft auseinandersetzte.
Der schwierigste Charakter war für mich Michaela, die Protagonistin dieser Geschichte, die unter Aussetzer leidet und aufgrund dessen, ihre Familie verlässt. Bei ihr wusste ich nie so recht, woran ich war, und schwankte ständig zwischen Unverständnis und Mitgefühl.
Auch Lena war eine solche Person, die mich laufend mit ihrem Hintergrund und ihrem Handeln beschäftigte.

Schreibstil
Der Schreibstil der Autorin ist relativ direkt ohne zu sehr abzuschweifen oder sich in zu langen Sätzen zu verlieren. Sie baut viele Dialoge ein, beschreibt Szenen recht bildhaft und lässt die Figuren in ihrem Roman nicht zu blass erscheinen.

Fazit
Yvonne Keller schafft mit „Lügentanz“ erneut einen Roman, bei dem ich streckenweise nicht mehr wusste, wo oben und unten, links und rechts war. Sie spielt mit den Charakteren ihrer Geschichte und gleichzeitig mit dem Leser, den sie zum Ende hin mit einem zufriedenen Gefühl zurücklässt, weil all die scheinbar verworrenen Handlungsstränge einen Sinn ergeben.
© Michaela Gutowsky