Rezension

Wahrheit oder Wahn?

Lügentanz - Ivonne Keller

Lügentanz
von Ivonne Keller

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Liebst du mich noch?“ Als Michaela Michalsen ihrem Mann David diese Frage stellt, rechnet sie nicht mit einem „Nein“. Oder gar damit, dass er sich von ihr trennen will. Liegt es am Schock über seine Antwort, dass ihr die Erinnerung an ein wichtiges Telefonat fehlt, bei dem es um ihre eigene Tochter ging? Oder kehren die Aussetzer zurück, die sie schon vor zwölf Jahren im Griff hatten? Spielt ihr Mann ein falsches Spiel? Will er sie loswerden? In den Wahnsinn treiben? 

 

Michaela glaubt, ihre Vergangenheit habe sie wieder eingeholt. Vor zwölf Jahren hatte sie alles schon einmal erlebt. Doch mit Hilfe von Psychologen, Therapie, ihrem Mann David und ihrer besten Freundin Bea gelang es ihr wieder ein einigermaßen normales Leben zu führen.

Doch nun sagt ihr Mann er liebe sie nicht mehr und ein paar Stunden später behauptet er, dies nie gesagt zu haben. An ein Telefonat, in dem ihr von dem Unfall ihrer Tochter berichtet wurde, konnte sie sich nicht mehr erinnern.

Vollkommen verwirrt und verängstigt will Michaela ihre Gedanken ordnen und nimmt sich darum eine Auszeit von ihrer Familie. Sie bewirbt sich auf eine Anzeige in der jemand eine Weltreise machen möchte und in der Zwischenzeit jemanden sucht der auf die Wohnung achtet und den Hund hütet. Michaela bekommt den Job, doch ein paar Tage später steht eine junge Frau vor ihrer Tür, die sich ebenfalls auf diese Stelle beworben hatte. Lena.

Lena ist von Berlin nach Frankfurt gezogen um einen Neuanfang zu starten. Michaela hat Mitleid mit Lena und lässt sie hinein. Aus dieser Begegnung wird mehr und Michaela mag Lena. Die lebenslustige, etwas durchgeknallte Lena ist so ganz anders als sie selbst. Nicht wie sie, immer ängstlich, immer auf Anpassung bedacht, immer die beste Freundin Bea an ihrer Seite die bei Krisensituationen stets zur Stelle ist. Doch das wichtigste ist……Lena findet Michaela „normal“.

Mir persönlich hat der Roman gut gefallen.

Besonders die verschiedenen Zeitebenen in denen ich als Leser alles flüssig ableiten konnte. Dazwischen gab es immer wieder Mails von Bea, die ebenfalls ein wichtiger Teil des Ganzen waren.

Wer aufmerksam liest, wird ungefähr nach der Hälfte des Romans die Zusammenhänge erkennen. Doch dies nimmt der Story nicht die Spannung. Für mich war es beindruckend zu verfolgen, wie ein traumatisches Ereignis in der Kindheit das gesamte spätere Leben beeinflussen kann und wie unterschiedlich diese Auswirkungen sein können.

Ivonne Keller hat es verstanden sämtliche Charaktere wunderbar darzustellen, so dass ich ein Bild vor Augen hatte. Die Umgebung wurde passend geschildert und alles mit dieser feinen Nuance, als würde man direkt danebenstehen.

Auch wenn sich der Roman hauptsächlich um Michaela dreht, so war meine Lieblingsfigur in dieser Story eindeutig Lena. Sie ist mir so richtig ans Herz gewachsen. Mit ihr habe ich seltsamerweise mehr gelitten, mich mehr gefreut als mit der Protagonistin.

Ein ganz toller Roman, der mir sehr gut gefallen hat.