Rezension

Verstörende Kurzgeschichten über die unschönen Seiten der Liebe - tötet jede Romantik

Begraben unter Gänseblümchen - Mirjam Dreer

Begraben unter Gänseblümchen
von Mirjam Dreer

Bewertet mit 1 Sternen

„Denn manchmal ist love eben doch nicht alles, what we need, sondern alles, what we begraben können.“ In ihrem 2. Roman führt uns die Autorin Mirjam Dreer mit 14 Kurzgeschichten die Schattenseiten der Liebe vor. Unver(gänse)blümt erzählt sie uns von kranken Beziehungen, egoistischen Liebhabern, kaputten Existenzen.

Jede Kurzgeschichte erhält einen Songtitel als „Paten“. Sicherlich wäre es interessant, vor dem Lesen der jeweiligen Geschichte den dazugehörigen Track anzuhören. Ich habe das nicht getan, um es gleich vorweg zu nehmen. Vielleicht hätte ich es aber tun sollen, um in die richtige Stimmung zu kommen...

Die Kurzgeschichten sind unterschiedlich lang von 3 bis 30 Seiten. Bis auf eine Ausnahme ist die Hauptfigur in den Geschichten immer weiblich. Und da fängt auch schon meine 1. Kritik an: Es handelt sich fast ausnahmslos um kaputte Gestalten, die sich Männern als Matratze zur Verfügung stellen, weil sie sich entweder erhoffen, dass doch noch mehr daraus wird, oder weil sie einfach keinen Respekt vor sich selbst haben. Die meisten Männer kommen in diesem Buch schlecht weg. Egoistische Typen, die nur das Eine wollen, die Mädchen körperlich und emotional ausnutzen. In der einzigen Geschichte, in der ein Mann selbst zu Wort kommt, handelt es sich um (Achtung, SPOILER!!!) einen Vergewaltiger.

Nun ist es klar, dass dieses Buch die Liebe nicht verklären will, sondern die dunklen Seiten aufzeigen möchte, die große Gefühle mit sich bringen können. Und prinzipiell sind die Geschichten ja durchaus realistisch gezeichnet – die Autorin weist sogar noch ausdrücklich darauf hin, dass sie so oder so ähnlich passiert sind. Ich persönlich fand die meisten Geschichten jedoch etwas zu düster. Damit könnte ich aber auch leben, nur gab es wirklich überhaupt keine einzige Story, die ich auch nur ansatzweise spannend fand. Große Worte für große Gefühle, aber es hat mich rein gar nichts davon berührt. Die meisten Geschichten fand ich irre langweilig und viel zu langatmig. Zudem völlig nichtssagend, keine hatte wirklich einen Höhepunkt (Von den sexuellen Höhepunkten der Beteiligten mal abgesehen...), einige endeten einfach völlig willkürlich im Nirgendwo, wo ich mich fragte, wozu ich mich nun durch das vorherige Blablabla gequält habe, wenn am Ende doch nichts bei rauskommt...

Kein einziger der Hauptcharaktere, weder weiblich noch männlich, war mir irgendwie sympathisch. Die Protagonistinnen lauter kaputte Frauen, die sich den Männern auf dem Tablett präsentieren und sich dann sogar noch irgendwie wundern, dass es die wahre Liebe wohl nicht gibt.

Was mich persönlich auch tierisch nervte war der inflationäre Gebrauch weicher Drogen. Kaum eine Geschichte, in der die Figuren nicht besoffen oder bekifft sind. Niemand verlangt von der Autorin, dass sie politisch korrekt ist, und Alkohol ist sowieso des Deutschen Lieblingskind Nr. 1, aber Drogen waren ständig mit im Spiel, und das hat mich einfach nur noch genervt. Als ob man nicht auch bei klarem Verstand mit jemandem ins Bett gehen oder anderweitig Spaß haben kann...

Das Buch strotzt nur so vor Fehlern. Die richtige Anwendung von "das" und "dass" ist der Autorin (und wohl dann auch der Lektorin) total fremd. Auch die Kommasetzung ist manchmal einfach nur grausam. Dazu noch diverse Fehler bei Groß- und Kleinschreibung. Weitere Fehler sind z. B. „Kristen Steward“ statt „Kristen Stewart“ (Die Frau aus Twilight, die nur einen einzigen Gesichtsausdruck beherrscht.). Manche Leute mögen sich daran nicht weiter beeinträchtigen lassen, mich persönlich stört das aber total! Wenn schon die Autorin nicht aufpasst, was im Schreibfluss ja mal passieren kann, so erwarte ich als Leserin jedoch ein gescheites Lektorat, bevor das Buch in den Handel kommt.

Der Schreibstil ist ganz ok. Mirjam Dreer kann auf jeden Fall gut beschreiben. Das tut sie dann auch lange und ausufernd, so dass es eben manchmal in Herumgeeiere ausartet. Die Sprache ist dem Inhalt entsprechend sehr direkt, teilweise auch richtig derb, das f***-Wort wird nahezu inflationär oft verwendet.

Mein persönliches Fazit: Ich war froh, dass das Buch nur 155 Seiten hat, denn ich habe es nicht gerne gelesen. Die 9,99 € für dieses dünne Büchlein kann man sich sparen.

P.S.: Die ganze Zeit habe ich gerätselt, welchen Sinn es hat, dass Track 12 einfach weggelassen wurde... Laut Autorin ist das einfach ein Fehler vom Verlag gewesen. Geht ja mal gar nicht...