Rezension

Verwickelte Geschichte

72 Stunden - Fürchte die Stille -

72 Stunden - Fürchte die Stille
von Ben Escher

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bea Winterleitner hat alles was man sich wünschen kann. Sie ist als Fernsehmoderatorin sehr erfolgreich, verheiratet und hat einen kleinen Sohn, Elias. Doch Elias verschwindet in einem Einkaufszentrum spurlos. Beas gesamtes Leben bricht auseinander. Ein Jahr nach Elias` Verschwinden versucht sie, in einem Schweigeseminar, einem sogenannten Retreat, wieder zu sich selbst zu finden. Doch in dem alten Schloss passieren furchtbare Dinge und es tauchen Hinweise auf Elias` Verbleib auf. 
In (manchmal etwas zu) bildhaftem Schreibstil schildert Ben Escher das Geschehen rund um Bea und das Verschwinden ihres Sohnes. Die Geschichte ist von Anfang an spannend, der Autor lässt den Leser lange im Dunkeln tappen. Punkt für Punkt arbeitet er die Verdächtigenliste ab, sät aber zwischendurch immer wieder Zweifel, so dass man bis zum hochspannenden Showdown über die Identität des wahren Täters im Unklaren bleibt. Er stellt die Akteure ausführlich vor, ich konnte sie so alle ganz gut einordnen. Sympathisch ist mir aber keiner geworden, denn wir haben es hier mit einer Ansammlung von Egozentrikern zu tun, die sich nur um sich selbst drehen. 
Einige Fäden sind lose geblieben, da wurde manches nicht zu Ende erzählt. Auch ist mir verborgen geblieben, welche Funktion einige der Akteure für die Geschichte haben, die ich schlicht für überflüssig hielt. Genau so überflüssig war die eine oder andere Leiche. Ein paar weniger davon hätten der Spannung keinen Abbruch getan. 

Fazit: Selten hat mich ein zu Ende gelesenes Buch so gespalten zurück gelassen. Einerseits finde ich die Geschichte sehr spannend und großartig erzählt. Andererseits sind einige Fragen offen geblieben, beispielsweise zur Vorgehensweise der Polizei, zum Verhalten der Mönche und dem von Beas Mann. Auch Bea handelt nicht immer nachvollziehbar. Trotzdem ist das Lesen dieses Buches keine Zeitverschwendung und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.