Rezension

Verzwickte deutsch-deutsche Familiengeschichte

Kranichland - Anja Baumheier

Kranichland
von Anja Baumheier

Bewertet mit 4 Sternen

Auf gut 400 Seiten eilt Anja Baumheier mit diesem Roman durch über 60 Jahre deutscher Nachkriegsgeschichte. Geballtes Wissen, das hier vonnöten ist, um die jeweiligen Zeiträume gebührend zu würdigen. Denn viel ist passiert, seit Deutschland den 2. Weltkrieg verlor und aus vier Besatzungszonen zwei deutsche Staaten wurden – und letztlich wieder einer.

Mit einer verzwickten Familiengeschichte knüpft die Autorin das Band vom Nachkriegsdeutschland bis zum wiedervereinigten Staat. Erst im Jahr 2012 endet die Geschichte, und die Protagonisten sind entweder sehr betagt oder bereits verstorben. Ihre Kinder und Kindeskinder erleben, wie Fehler der Vergangenheit bis in die Gegenwart reichen können.

Die Geschichte ist spannend und zuweilen auch aufrüttelnd, sie ist fesselnd geschrieben, aber sie kann eben aufgrund der begrenzten Seitenzahl viele Handlungsstränge nur anreißen oder andeuten, zwischendurch bleiben Jahre, fast Jahrzehnte, unbeachtet. Geht natürlich nicht anders auf nur 400 Seiten. Andere Autoren hätten aus dieser Geschichte eine 3-teilige Saga gemacht. Und vielleicht hätte das der Geschichte auch gut getan, denn sie wirkte auf mich ein wenig zu schnell erzählt. Zu viel passiert hier in einem sehr eng gesteckten Rahmen. Mitunter hätte ich mir mehr Hintergrund, mehr Details gewünscht.

Ausgehend davon, dass die geschilderten Begebenheiten/Umstände und politische Situation zutreffend recherchiert sind, gibt das Buch aber einen guten Überblick über die gesamte deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte und ist schon deshalb lesenswert.