Rezension

Viel gelernt

Das Buch von Blanche und Marie - Per Olov Enquist

Das Buch von Blanche und Marie
von Per Olov Enquist

Bewertet mit 3 Sternen

Erzählt wird die fiktive Geschichte von Blanche, die als Hysterikerin einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte und hier als Assistentin von Marie Curie dargestellt wird.

Zweierlei ist bemerkenswert an diesem Buch. Zum Einen habe ich eine Menge über die Zeit zu Anfang des 20. Jahrhunderts gelernt. Die Weltsicht, die wirklich unerträglich schwierige Stellung der Frau und auch der Umgang mit Psychologie in diesen Jahren ist so kilometerweit von dem entfernt, wie wir heute leben, dass ich fast das Gefühl bekam, einen anderen Planeten zu betrachten.
Zum Anderen, dass es Frauen gab, die sich tatsächlich die beknackten Sichtweisen der "Doktoren" zunutze machen konnten, um sich in den Mittelpunkt zu rücken. Dennoch, Enquist zeichnet ein großartiges, wenn auch zuweilen expressionistisches Gemälde dieser Zeit mit den beiden Frauenfiguren. Blanche mehr als unsympathisch in ihrem Egoismus und auch ihrer Einsamkeit gefangen (und aufs Gröbste von Enquist amputiert), Marie gefühlvoll, kämpfend, liebend und vielleicht mit all ihren Erfolgen noch viel einsamer.
Keine leichte Kost. Sehr anstrengend. Enquist ist mir zu schwierig und auch wenn ich weiß, dass der Roman großartig ist, kann ich ihm nicht mehr als 3 Sterne geben. Vielleicht war ich überfordert.