Rezension

Viel gelernt

Die Schuld der anderen - Gila Lustiger

Die Schuld der anderen
von Gila Lustiger

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Zehn Zeilen – mehr hat Marc Rappaport einem 27 Jahre zurückliegenden Prostituiertenmord, der jetzt durch DNA-Abgleich gelöst sein soll, nicht zu widmen gedacht. Und doch will er mehr über die Geschichte der jungen Frau erfahren, die mit 18 aus der Enge ihrer Industriekleinstadt nach Paris floh, um zu studieren, und dort in die Prostitution schlitterte. Dabei stößt er bald auf einen Skandal von schockierendem Ausmaß, der die unlösbaren Verstrickungen von Wirtschaft, Geld und Politik durchscheinen lässt.“

Gila Lustiger nimmt ihre Leser mit nach Frankreich und die geschilderten Spaziergänge durch Paris ließen vor meinem inneren Auge sehr anschaulich die Bilder der Straßen, Parks und Cafés entstehen.Der Leser erfährt viel über Kultur, Politik und Wirtschaft in Frankreich – nicht nur zum aktuellen Zeitpunkt, sondern oft bekommt man einen historischen Rückblick. So wird z.B. sehr gut über das Wahlsystem und die Ämterhäufung, die Bürokratie oder auch über jüdisches Leben heute in Frankreich oder das Geschäft mit der Prostitution in einem sehr guten, nüchternen Erzählstil berichtet. Diese Informationen stören dabei den Fluss der Geschichte nicht, sondern werten diese in meinen Augen sogar noch auf. Der Schreibstil erinnert manchmal an ein gut recherchiertes Sachbuch, doch auch die spannende, auf einem wahren Vorfall beruhende Geschichte, kommt nicht zu kurz. Lediglich die Auflösung des Falles hat mir dann am Ende nicht mehr ganz so gefallen, aber ich habe viel über unser Nachbarland gelernt und eine gute virtuelle Reise unternommen. Die Autorin beweist eine große Frankreich-Kenntnis.