Rezension

Viel mehr als eine Cinderella-Adaption!

Die vierte Braut - Julianna Grohe

Die vierte Braut
von Julianna Grohe

Bewertet mit 3.5 Sternen

Insgesamt eine schöne Geschichte für Zwischendurch, mit der man sich gut ablenken und unterhalten kann.

Seit dem Tod ihrer Eltern unterscheidet sich das Leben der 19-jährigen Mayrim grundsätzlich von dem ihrer besten Freundin Tionne. Um ihre beiden Geschwister versorgen zu können, ist sie sie gezwungen, eine Beschäftigung als Gouvernante anzunehmen. Es wundert sie daher auch nicht, dass sie nicht wie alle anderen Mädchen aus adligen Familien eine Einladung zur Brautschau auf Wodringham Castle bekommt. Doch als sie Tionne zum Casting begleitet, gerät sie aus Versehen auch unter die Teilnehmerinnen. Ohne eine Möglichkeit den Irrtum klarzustellen, befindet sie sich schon bald mitten im Wettbewerb und in großer Sorge um ihre Geschwister, die zuhause auf sie warten. Allein der Hauptmann, Mr. Kane, nimmt sich Zeit, ihre Sorgen anzuhören, und schafft ihr eine Möglichkeit, im Schloss zu bleiben. Aber auch wenn alle Probleme gelöst scheinen, will sie überhaupt Prinzessin werden?

Wer sich auf die im Klappentext versprochene und mit dem Cover angedeutete Adaption des Märchens Cinderella gefreut hat, wird sicherlich enttäuscht sein. Was einen erwartet ist vielmehr ein Liebescasting à la Bachelor um das Herz eines von vier Prinzen. Ähnlich wie in der Selection Reihe von Kiera Cass gerät die Hauptprotagonistin ungewollt in den Wettbewerb und hält eigentlich nicht viel davon, mit den anderen Kandidatinnen in verschiedenen Prüfungen um die Aufmerksamkeit eines privilegierten Königssohns zu buhlen. Die Grundidee ist also nichts Neues, trotzdem konnte mich das Buch überzeugen!

An den Schreibstil der Autorin, vor allem ihre Form der Ich-Erzählung, musste ich mich erst einmal gewöhnen. Ich wurde dann aber schnell davon gepackt, weil das Buch sehr leicht zu lesen ist und tiefe Einblicke in die Gedanken der Hauptprotagonistin gibt. Mayrims Unsicherheit, dem Wettbewerb eine Chance zu geben – sei es auch nur wegen der Belohnung für jede weiter gekommene Runde der Brautschau– oder nach Hause zu gehen, weil sie sich für das Leben am Hof und den Kampf mit den anderen Mädchen um die Prinzen nicht gewachsen fühlt, waren für mich sehr nachvollziehbar. Besonders hat mir gefallen, dass sie auch mal aus ihrer Rolle als potenzielle Prinzengemahlin fällt und ihrem Unmut Luft macht. Das ist auch für die Liebesbeziehung von Bedeutung, die sich sehr authentisch entwickelt. Ich konnte mit Mayrim mitfühlen und musste sogar ab und zu richtig Lachen.

Bei den anderen Kandidatinnen ist das ein oder andere Klischee bedient worden und die Brautschau kommt natürlich nicht ohne Intrigen aus. Auch die Prinzen lernt man erst langsam kennen, sodass sie mir über lange Zeit einfach zu blass waren. Aber ist das in Liebescastings wie dem Bachelor nicht auch so? Ich fand es eigentlich passend, weil es bei mir immer wieder die Frage aufgeworfen hat, wie sich unter solchen Bedingungen überhaupt tiefere Gefühle entwickeln können. Über die Welt, in der die Geschichte spielt, erfährt man leider nicht sehr viel. Das hat mich etwas gestört, aber für den Verlauf der Handlung ist es eigentlich auch nicht weiter von Bedeutung.