Rezension

Viel Potenzial, aber nicht immer glücklich umgesetzt.

Die Legende der Roten Sonne 01. Nacht über Villjamur - Mark Charan Newton

Die Legende der roten Sonne - Nacht über Villjamur
von Mark Ch. Newton

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Die Stadt Villjamur ist alt, uralt. Angesichts einer drohenden Eiszeit sammeln sich hunderttausende Flüchtlinge vor den Toren der Stadt und flehen um Einlass, doch der allmächtige Stadtrat weigert sich zur Aufnahme. Als der alte und krankhaft misstrauische Kaiser Johynn Selbstmord begeht und auch noch ein hochangesehenes Ratsmitglied ermordet wird, geraten die Machtverhältnisse ins Wanken und Intrigen beginnen.

In dem ganzen Wirrwarr muss Inquisitionsermittler Rumex Jeryd die Aufklärung des Mordes übernehmen und gerät selbst in eine Verschwörung hinein. Kommandeur Brynd Lathraea degegen muss an ganz anderer Front kämpfen. Im Norden des Reiches tauchen rätselhafte Kreaturen auf, die ganze Dörfer niedermetzeln und anscheinend nicht aufzuhalten sind ...

Meinung:

Das Setting ist schon mal ganz hervorragend gewählt, wie ich finde: eine uralte Stadt voller dunkler Ecken, Geheimnisse, merkwürdiger Leute und erhabenen Bauten. Dazu droht eine Naturkatastrophe, Unmengen an Menschen harren vor den Toren und verlangen Einlass, wohingegen die Mächtigen ihren ganz eigenen Intrigen und Machtgelüsten nachgehen. Was für eine explosive Mischung!

Doch bereits am Anfang gibt es ein großes Problem: Es gibt im gesamten Buch keinerlei Erklärungen zu Rassen, Religionen, Gebieten etc. Keine Karte, keine Zeichnungen, kein Glossar, nix. Und das macht einem den Einstieg in die Welt von Villjamur wirklich schwer, weil der Autor gleich mit der Tür ins Haus fällt. Da ist die Rede von Kultisten, Artefakten, der Insel Folke, Jamur-Soldaten, Jorsalir-Priestern, Rumeln, Dawnir und und und ... Man kann kaum mal Luft holen, ohne dass einem schon wieder neue Begriffe um die Ohren fliegen, ohne dass sie irgendwo einzuordnen wären! Erst zum Ende des Buches hatte ich eine - grobe! - Vorstellung von der Aufteilung des Reiches und ihren Bewohnern. Aber wie gesagt, nur grob! Ich finde, mit dieser völligen Abwesenheit von Erklärungen und Einordnungshilfen hat sich Marc Charan Newton keinen Gefallen getan - und dem Leser schon gar nicht!

Die Geschichte selbst entwickelt sich leider auch ziemlich langsam, sodass man als Leser schon einigen Willen aufbringen muss, um durchzuhalten. Ich hatte oft das Gefühl, dass der Autor falsche Schwerpunkte setzt. Oftmals wurden Szenen bis ins kleinste Detail beschrieben oder Dialoge geführt, die aber letztlich nicht wirklich dem Vorankommen der Geschichte gedient haben. Zwar wurde den Charakteren dadurch eine gewisse Tiefe verliehen und auch die Stadt Villjamur nahm durch die vielen Beschreibungen Gestalt an, aber mir fehlte einfach der Fokus auf dem Kern der Geschichte. Was mit den Flüchtlingen passiert, weiß man am Ende immer noch nicht; oder auch, wie sich die Eiszeit nun im Reich auswirkt. Auch den merkwürdigen Kreaturen im Norden wird nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Fäden laufen erst ziemlich zum Schluss zusammen, und da merkt man auch, dass die Figuren alle etwas miteinander verbindet. Doch bis zu diesem Punkt muss man viel Geduld und Konzentration aufbringen ...

Fazit:

Die Geschichte hat wirklich Potenzial, was vor allem an dem genialen Schauplatz und den vielen Intrigen und den vielfältigen Figuren liegt. Doch ohne Karte und Glossar blieb für mich vieles im Dunkeln, was das Lesen mühsam machte. Zudem werden falsche Schwerpunkte in der Erzählung gelegt, so dass mir einfach die Spannung fehlte. Es handelt sich bei der Geschichte allerdings um eine Reihe, und ich bin durchaus geneigt, mir den 2. Band zu Gemüte zu führen.

3 von 5 Sternen