Rezension

Vielleicht unterhaltsam, aber nicht fesselnd

Das Geheimnis der Totenmagd - Ursula Neeb

Das Geheimnis der Totenmagd
von Ursula Neeb

Bewertet mit 3 Sternen

Im Frankfurt des Jahres 1509 arbeitet die Tochter des örtlichen Totengräbers Katharina Bacher als Totenwäscherin; ein Beruf, der nicht gerade als ehrbar angesehen wird. Jedoch setzt Katharina ihr verpönter Berufsstand weniger zu, als ihre unglückliche Ehe mit dem Nachtwächter Ruprecht. Als sie eines Tages von der Hurenkönigin mit der Waschung einer tot aufgefundenen Gildenschwester, der Hübscherin Hildegard Dey, beauftragt wird, stellt Katharina fest, dass diese nicht, wie von den Stadtbütteln konstatiert, ertrunken, sondern erdrosselt worden ist. Wenig später wird ihr Vater, der Totengräber Heinrich Sahl, in der Nacht von Allerseelen Zeuge eines unheimlichen Rituals auf dem Friedhof und findet am darauffolgenden Tag die Leiche einer jungen Frau, der Patriziertochter Mechthild Stockarn, im Beinhaus. Auch sie scheint ermordet worden zu sein und der Verdacht fällt schnell auf den Totengräber. Nur Katharina ist davon überzeugt, dass ihr Vater unschuldig ist und setzt alles daran, den wahren Mörder zu finden.
Neben den Erlebnissen von Katharina ist der erste Teil das Romans immer wieder durchzogen von Berichten eines jungen Mönches, der das Manuskript der Offenbarung Jakobus fand, und von Aufzeichnungen über "König Tod", einem Mann, der die Pest überlebte und auszog, um die Menschen den Tod zu lehren ...

"Das Geheimnis der Totenmagd" stellt wohl eine Mischung aus historischem Kriminal- und Liebesroman dar, was meiner Meinung nach hätte besser gelingen können, da ich finde, dass sich hier gerade diese beiden Ebenen der Geschichte teilweise gegenseitig etwas im Weg stehen: Für einen "schönen" Liebesroman kommt dieser Aspekt zu kurz und kann ohne eine tiefere Ebene zu erreichen als äußerst kitschig und vorhersehbar abgestempelt werden. Auch durch diese schnulzigen Episoden schafft es der Roman zumindest bei mir nicht, ein Gefühl der Spannung aufzubauen. Zwar erscheint der Verlauf der Geschichte durchaus interessant und plätschert so vor sich hin, aber als fesselnden Pageturner würde ich das Buch keinesfalls bezeichnen.
Schließlich noch ein Satz zum Schreibstil: Die Autorin versteht sich darin, eine Atmosphäre zu schaffen und alles detailreich zu umschreiben, ohne dass es einem dabei allzu langatmig vorkommt, aber nach rund 400 Seiten könnte man sich vielleicht auch mal nach dem einen oder anderen Satz ohne Adjektiv sehnen.

Insgesamt kann ich den Roman als vielleicht etwas seichte, aber dennoch unterhaltsame Lektüre im historischen Gewand empfehlen, solange man seine Erwartungen nicht allzu hoch schraubt. Wenn man allerdings auf der Suche nach einer mitreißenden Kriminalgeschichte ist, würde ich weiter suchen.