Rezension

Vielschichtig

Rauhnächte - Carmen Mayer

Rauhnächte
von Carmen Mayer

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es muss nicht immer viel sein...Hauptsache reichlich...“

 

Wir schreiben das Jahr 1958. Hilda Wiegand soll nach dem Tod der Schwester nach dem Willen des Pfarrers ihren Schwager Georg Bechtold heiraten und sich um die vier kleinen Kinder kümmern. Doch sie kennt den Charakter ihres Schwagers genau und verschwindet über Nacht aus dem Ort.

Dann wechselt das Geschehen ins Jahr 2009. Kommissar Walter Braunagel macht über Silvester Urlaub in Homburg. Bei einer Wanderung am 2. Januar kommen ihm in Hartmannszell Polizeiautos entgegen. Eine alte Frau wurde tot aufgefunden. Es ist Hilda Wiegand.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und vielschichtigen Krimi geschrieben. Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Da ist Hannes, der in Hartmannszell einen Hofladen betreibt. Er ist ein Eigenbrötler, und es braucht Zeit, bis er sich dem Kommissar öffnet.

Walter Braunnagel nimmt seinen Beruf ernst. Wenn er der Meinung ist, dass ein Fall nicht zu Ende gedacht wurde, setzt er sich auch gegen die Weisung seine Vorgesetzte Annemarie Zeller durch. In seinem Privatleben gibt es gerade die Chance für einen Neuanfang.

Annemarie Zeller ist der Meinung, das es sich bei dem Todesfall um einen Unfall handelt. Alles andere, was beim Auffinden der Toten auffiel, ist für sie ein schlechter Scherz. Doch Braunagel lässt der Fall nicht los. Die Dorfbewohner hüllen sich in Schweigen oder sprechen über die Mythen der Rauhnacht. Nur Hannes gibt ihm die eine oder andere Information.

Der Sprachstil des Buches lässt sich gut lesen. Als besonderes Stilmittel nutzt die Autorin die Möglichkeit, die Geschichte in verschiedenen Zeitebenen zu erzählen. Dadurch wird die Vergangenheit von Hilda lebendig. Es ergeben sich neue Motive und Verdächtige. Obiges Zitat, dass Kommissar Robert Schwarz angesichts des ihm im Hotel servierten Frühstücks äußert, zeugt von dessen trockenen Humor. Zwischen ihm und Braunagel herrscht eine angenehme Arbeitsatmosphäre, die auch Gespräche über private Themen mit einschließt.

Das Cover mit dem alten Haus passt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Auf gekonnte Weise wurden die besonderen Mythen der Rauhnächte im Spessart in eine fesselnde Handlung eingebettet. Nicht nur die Schatten der Vergangenheit, auch Geldgier und Überheblichkeit geben der Geschichte ihr besonderes Gepräge.

 

Kommentare

gaby2707 kommentierte am 10. Oktober 2016 um 09:10

Danke für die Rezi.

Das Buch habe ich auch hier liegen und werde wohl bald mal einen Blick rein werfen.