Rezension

Vielschichtig und ohne Längen

Blutige Stille - Linda Castillo

Blutige Stille
von Linda Castillo

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Die amische Familie Plank wurde ermordet, der Vater und die beiden Söhne liegen erschossen im Haus, die Mutter und das Baby wurden auf dem Hof erschossen und die beiden Töchter wurden in der Scheune gefoltert und ermordet. Kate Burkholder und ihr Team tappen im Dunkeln, den wer kann es auf die ganze Familie abgesehen haben, die so bescheiden und zurückgezogen lebt und sie nichts hat zu schulden kommen lassen. Erst als das Tagebuch von einem der Mädchen gefunden wird, kommen Dinge ans Licht, von denen niemand etwas geahnt hat.

Protagonistin

Kate Burkholder wurde als Kind einer amischen Familie in Painters Mill, Ohio, geboren. Sie hat sich in ihrer Jugend gegen die Taufe und damit gegen die Zugehörigkeit zur amischen Gemeinde entschieden.

Heute ist sie Polizeichefin in ihrer Heimatstadt. Aufgrund ihrer Vergangenheit gehört sie nicht mehr zu den amischen Bewohnern, ist aber auch keine echte „Englische“ (Bezeichnung für die nicht-amischen Menschen). Als Polizistin kann sie aber als Bindeglied zwischen den beiden Kulturen agieren.

Im ersten Band der Kate-Burkholder-Reihe „Die Zahlen der Toten“ wurde die Ermittlerin von John Tomasetti von der Bundesbehörde BCI unterstützt, mit dem sie zwischenzeitlich ein Verhältnis hat, wobei die beiden sich nicht oft sehen.

Gedanken zum Buch

Verpackt in die Gefühlswelt der Protagonistin beschreibt die Autorin die Unterschiede der beiden Gruppen aus Amischen und Englischen und das Leben inmitten der beiden Kulturen. Diese Basis für die Geschichten von Linda Castillo finde ich sehr spannend, denn wer kann es sich in der heutigen Zeit noch vorstellen, mit einem Pferdewagen unterwegs zu sein oder ohne Elektrizität zu leben.

Besonders faszinierend ist für mich als zugezogene Pfälzerin natürlich, dass das von den Amischen gesprochene Pennsylvaniadeutsch auf pfälzischen Dialekten aufgebaut ist, wodurch ich fast alles verstanden habe, was in Pennsylvaniadeutsch gesprochen wurde. Für alle, die des pfälzischen oder ähnlicher Dialekte nicht mächtig sind, hat Helga Augustin alles ins Hochdeutsche übersetzt.

Linda Castillo katapultiert den Leser mitten ins Geschehen, denn Officer Chuck „Skid“ Skidmore landet direkt zu Beginn auf der Farm der Familie Plank, wo er die Leichen findet. Während ich die erschossenen Männer noch gut verkraftet habe, wurde ich durch das tote Baby im Arm der Mutter bereits emotional angegriffen, was dann durch die Beschreibung der misshandelten Töchter noch gesteigert wurde. Auch der zweite Band dieser Reihe ist nichts für schwache Nerven.

Gelegentlich werden weitere Personen in die Geschichte eingeführt, teils, weil als Täter in Frage kommen, teils, weil sie in Verbindung mit der Familie stehen und zur Klärung beitragen können. Dadurch ist der Roman vielschichtig und hat keine Längen. Die Autorin schafft es, den Leser so lange im Ungewissen zu halten, bis sie selbst den Blick auf das wesentliche Motiv freigibt.

Mich konnte „Blutige Stille“ überzeugen