Rezension

Vielversprechender Auftakt

Die Verratenen - Ursula Poznanski

Die Verratenen
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

Ria ist eine Sphärenbewohnerin. Sie wurde im Reagenzglas gezeugt und ihr ganzes Dasein ist auf das Studieren und Kontrollieren von Emotionen und dem Erforschen der menschlichen Spezies, den Prims, ausgerichtet. Auf diese Weise versuchen sie, die Welt zu verbessern. Nie hatte sie einen Grund, am System zu zweifeln. Es ist sicher, bietet ihr Schutz. Doch als einige ihrer Freunde sterben, geraten ihr Glaube und ihr Vertrauen ins Wanken. Auf einmal geraten sie, ihr Freund Aureljo, Tomma, Fleming,  Tycho und Dantorian ins Visir der Regierung. Sie werden beschuldigt, das System verraten zu haben und sollen ausgelöscht werden. Sind sie Opfer einer Verschwörung? Wer steckt dahinter? Ehe sie diese Fragen klären können, müssen sie fliehen, um ihr Leben zu retten. Prompt werden sie von einem Clan der Prims gefangen genommen. Sie überleben - vorerst - doch in ihren eigenen Reihen befindet sich ein Verräter. Wer ist Freund und wer ist Feind? Wie soll man sich sicher fühlen, wenn man niemandem mehr trauen kann?

Meinung

Der Einsteig gestaltete sich für mich ein wenig beschwerlich. Mich haben die Informationen, die ich bekam, verwirrt, da ich sie nicht recht zuordnen konnte. Erst nach und nach konnte ich mich in die Ordnung der Sphärenbewohner hineinfitzen und deren interne Regeln und Abläufe verstehen. Nachdem ich diese dann aber entschlüsselt hatte, konnte ich vollkommen in die Handlung abtauchen.

Der Aufbau entspricht in etwa dem Schema von "Ugly - Verlier nicht dein Gesicht" von Scott Westerfeld und "Divergent - Die Bestimmung" von Veronica Roth. Allerdings gestaltet sich das Geschehen in diesem Band zunächst wesentlich weniger blutig und actionreich. Die Konflikte werden zum großen Teil intern oder verbal ausgetragen. Ursula Poznanski ist eine Meisterin, wenn es darum geht, den Leser (oder zumindest mich) auf die falsche Fährte zu locken, indem sie jede Person als zweifelhaft erscheinen lässt. Genau auf dieser Unsicherheit baut sich die Spannung auf. Daher muss man als Leser in Kauf nehmen, dass die eigentliche "Action" erst ab der zweiten Hälfte des Buches beginnt. Ab da kommt die Handlung wirklich ins Rollen, teilweise kommt es auch zu physischen Auseinandersetzungen.

Als kleinen Kritikpunkt am Rande, muss ich auch sagen, dass ich manche Namen (Dantorian und Aureljo) ein wenig schwierig zu merken fand. Außerdem wirkte die Beziehung zwischen Ria und Aureljo etwas lasch auf mich. Natürlich liegt der Hauptfokus auf dem Verrat bzw. der Verschwörung, aber trotzdem hätte ich mir einige intensivere Gefühlsregungen gewünscht. Sie hätten genauso gut einfach nur Freunde anstatt Partner sein können, ohne dass es die Handlung spürbar verändert hätte. Sie machten eher einen distanzierten Eindruck auf mich und konnten mich nicht fesseln. Wesentlich spannender empfand ich die Dynamik zwischen Ria und Sander. Das könnte eventuell auch daran liegen, dass mich Sanders kryptisches Verhalten mehr anspricht als Aureljos ruhige, überlegte Art. Ähnliche Probleme hatte ich zu Beginn mit Ria selbst, da sie ein sehr kontrollierter, theoretisch ausgerichteter 'Mensch' ist. Mit der Zeit ist sie mir aber ans Herz gewachsen, da sie immer mehr aus sich heraus gegangen ist. Dadurch wurde sie mir auf emotionaler Ebene zugänglicher. Gänzlich unsympathisch ist mir lediglich Tomma. Ihre teilweise naive und weinerliche Art ist mir einfach auf die Nerven gegangen, aber ich denke, dass das von der Autorin bewusst so eingerichtet wurde. 

Davon abgesehen bin ich aber zufrieden mit dem Konzept und den Figuren und an Ursula Poznanskis Schreibstil hatte ich noch nie etwas auszusetzen. Dennoch ein kleiner Hinweis: die Geschichte wird im Präsens aus der Ich-Perspektive geschrieben. Das ist nicht jedermanns Geschmack. Wer damit also Probleme hat, sollte es sich also zwei Mal überlegen, ob er sich das Buch holen möchte.

Fazit

Ich für meinen Teil wurde von Die Verratenen nicht enttäuscht. Ich habe eine packende Story erwartet und die habe ich bekommen. Ursula Poznanski ist ein überaus lesenswerter Trilogie-Auftakt gelungen, der alle Dystopie-Fans begeis- tern kann.

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