Rezension

Virginia und Vita

Die Liebenden von Bloomsbury – Vita und der Garten der Liebe -

Die Liebenden von Bloomsbury – Vita und der Garten der Liebe
von Stefanie H. Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Im Zentrum dieses Bandes stehen Virginia Woolf und ihre besondere Beziehung zu Vita Sackville-West.

1922 hat Virginia auch materielle Erfolge mit ihren Werken. Ihre Gesundheit ist weiterhin fragil und ihr Mann Leonard wacht wie eine Zerberus darüber, dass sie einen strikten Tagesablauf einhält.

Vita Sackville-West , eine reiche Adlige, feiert Erfolge im eher konservativen Literaturbetrieb. Beide beäugen sich aus der Ferne eher misstrauisch. Vita hält Virginia für intellektuell überlegen und fürchtet deren Spott und Arroganz. Virginia glaubt, dass Vita aufgrund ihrer Herkunft eher versnobt ist und hält deren Werke  für mittelmäßig. Als sie sich bei einem arrangierten Treffen kennenlernen, fühlen sich beide von einander angezogen. Es beginnt ein reger Briefverkehr, der zu einer tiefen Freundschaft und Liebesbeziehung führt.

Für Virginia ist die Liebesbeziehung eine Befreiung von Minderwertigkeitskomplexen. Ihre Gesundheit stabilisiert sich und führt zu vermehrten Schreiben. Und das wichtigste, Virginia erlebt sich als vollwertige Frau, was auch dazu führt, dass sie sich von Leonard mehr emanzipiert.

Vita ist geprägt durch die Zurückweisungen ihrer exzentrischen Mutter und immer  auf der Suche nach Anerkennung, die sie glaubt, in sexuellen Beziehungen zu finden. Auch Virginia kann diesen Hunger nicht vollständig stillen und so hat sie weiterhin wechselnde Liebschaften mit anderen Frauen. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass sie Virginia aufrichtig liebt und sie so etwas wie ein Anker in ihrem unsteten Leben ist.

Mich hat der Roman gefesselt und auf eine emotionale Reise geschickt und dabei auf das beste unterhalten. Allein mitzuerleben, wie die beiden Frauen sich näher kennenlernen und ihr Innerstes offenbaren, war berührend - auch weil die Autorin sie durch ihre Briefe selbst zu Wort kommen lässt. Ich habe gelitten, wenn die beiden sich gegenseitig mit Worten verletzt haben - manchmal mit Absicht, manchmal aus Gedankenlosigkeit. Gleichzeitig war es eine Freude zu lesen, wie Virginia aufblüht und mehr Vertrauen in sich selbst entwickelt.

Vita war mir als Person näher trotz ihrer Herkunft. Sie lebt mehr im hier und jetzt, ist nicht so abstrakt und theoretisch. Ich habe auch ihre manische Suche nach Liebe und Anerkennung verstanden und habe mir gewünscht, die beiden Frauen hätten eine lebbare Liebe gefunden.

Für mich ist der Roman eine wunderbares Buch über die Liebe und hat mir zwei starke und bedeutende Frauen näher gebracht.