Rezension

Voller Tragik und Skrupellosigkeit

Das Unrecht -

Das Unrecht
von Ellen Sandberg

Jetzt bin ich wieder up-to-date und habe allen Ellen Sandberg Bücher gelesen. Bei den letzten beiden Romanen hatte ich bemängelt, dass die Geschichten immer ähnliche Elemente haben. Dies war bei „Das Unrecht“ zum Glück überhaupt nicht der Fall!
Für mich war es ein richtiges Ellen Sandberg Highlight. Die Handlung ist sehr dramatisch und ging mir beim Lesen unter die Haut. 

Die Hauptfigur Annett wagt 1988 mit ihrem damaligen Freund einen Fluchtversuch aus der DDR, der leider gehörig schief ging. 
In der Gegenwart lebt Annett mit ihrem Mann in Bamberg, hat zwei erwachsene Kinder und führt mehr oder weniger ein zufriedenes Leben. 
Ihre Erlebnisse von damals lassen sie allerdings bis heute nicht los, vor allem die Frage wer ihre Fluchtpläne verraten hat belasten sie. 
Als Annett zu recherchieren beginnt, stürzt ihr Leben ein wie ein Kartenhaus. 

Ich habe zwar schon recht früh geahnt, wer der Verräter ist, trotzdem war ich gemeinsam mit Annett über jede Enthüllung und Lüge schockiert. Die Rückblicke in die Vergangenheit sowie die Beschreibungen der Untersuchungshaft und der Verhörmethoden lassen glaube ich keinen Leser kalt. 

Lange Zeit war ich überzeugt, dass ich „Das Unrecht“ mit 5 Sternen bewerten werde. Gegen Ende wurde mir die Entwicklung der Geschichte allerdings etwas zu bunt und ich wunderte mich, wie ein Mensch, der 30 Jahre recht normal wirkte, plötzlich komplett wahnsinnig werden kann. 
Den Schluss kann man nicht anders als krass beschreiben, da hat man schon etwas Gänsehaut bekommen und auch eine leichte Übelkeit. Ellen Sandberg beweist mit dem Finale in jeden Fall Mut und überrascht mit einem ungewöhnlichen Ende. 
Alles in allem eine wirklich heftige Geschichte, voller Tragik und Skrupellosigkeit. 
Ein kleiner Bonus für mich war, dass ich ebenfalls aus Oberfranken komme und die Gegend in und um Bamberg kenne und mir somit die Szenerie sehr gut vorstellen konnte.