Rezension

vom Eis und von der Liebe

Die Eisbaronin - Bis ans Ende der Welt - Nicole C. Vosseler

Die Eisbaronin - Bis ans Ende der Welt
von Nicole C. Vosseler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Grischa ist noch ein Teenager, als er von zuhause fortläuft, um draußen in der Welt Abenteuer, Glück und ein besseres Leben zu suchen, als es ihm als Leibeigener im ländlichen Russland vergönnt wäre. Seine kleine Schwester Katya folgt ihm heimlich und schließlich landen die beiden mittellos und hungrig bei der norwegischen Witwe Silja , die die beiden bei sich aufnimmt. Grischa arbeitet fortan über die Sommermonate auf verschiedenen Schiffen, während die Schwester in dem kleinen Gasthof von Silja mithilft. Beide sparen eisern für die Zukunft und Stück für Stück entwickeln sie eine Geschäftsidee, die neuartig und wagemutig scheint und für die sie weitere Partner brauchen, um sie in die Tat umzusetzen. In Hamburg werden sie bei einem Brüderpaar fündig. Thilo und Christian, die einen Gemischtwarenladen führen, sind Feuer und Flamme für den ungewöhnlichen Plan hoch im Norden Eis auf ein Schiff zu laden und es dann in südlicheren Gefilden für gutes Geld zu verkaufen. Sie sind nicht die ersten aber noch ist Eis ein kostbares Gut und außerdem haben sie Katya an ihrer Seite, die über die fast magische Gabe verfügt, dass sie das Eis singen hören und seine Beschaffenheit erspüren kann. Denn unter den vielen verschiedenen Sorten Eis gibt es nur eine, die kompakt und gut genug ist, um einen monatelangen Transport ohne allzu große Verluste zu überstehen.

Der Eishandel ist die Rahmenhandlung, die auf wahren Gegebenheiten beruht und ebenso faszinierend wie einzigartig ist. Noch mehr geht es aber um die Menschen in dieser Geschichte. Um Grischa, den charismatischen Freigeist, der das Leben und die Menschen liebt und Frauen und Männer gleichermaßen in seinen Bann zieht. Um Katya, die vom schüchternen Mädchen schnell zu einer mutigen und schönen Frau heranwächst. Um Christian, der sich in das Mädchen verliebt und dessen Bruder Thilo, der es lange nicht wagt zuzugeben, dass er Männer begehrt und Grischa ihm gefällt wie kein anderer. Und um Henny, die in dieser Konstellation eine ganz eigene Rolle zugedacht ist.

Es geht also um einige junge Menschen, die ihr Leben in die eigene Hand nehmen und dabei merken, dass nicht alles immer einfach und reibungslos geht und dass man um den Erfolg ebenso wie um sein Glück kämpfen muss. Die mehr als einmal einen falschen Weg einschlagen aber auch an ihren Rückschlägen wachsen. Die sich nach der großen Liebe sehnen und in Freundschaft und Respekt verbunden sind. Da es sich um den ersten Teil handelt, ist das Finale des Buches voller Fragen und offener Enden.

Besonders schön fand ich die warmherzige Sprache von Nicole Vosseler, mit der sie die Gefühle ihrer Protagonisten beschreibt, die Liebe und die Sehnsucht, aber auch die Natur und die verschiedenen Aggregatszustände von Eis und Schnee, die ich selten zauberhafter und glitzernder erzählt bekommen habe. So dass mich, als eingefleischten Sommermensch, der Wunsch nach der Kälte des Winter gepackt hatte.

Ein wunderschöner Roman, nach dem ich ungeduldig auf die Fortsetzung warte, die für nächstes Jahr – passender Weise wieder im Sommer – angekündigt ist.