Rezension

Von Todesangst war ich leider weit entfernt

In Todesangst - Linwood Barclay

In Todesangst
von Linwood Barclay

Bewertet mit 3 Sternen

Sydney Blakes Eltern sind geschieden. Normalerweise lebt Syd bei ihrer Mutter. Doch den Sommer verbringt sie bei ihrem Vater Tim.  Im letzten Sommer begleitete sie den Vater sogar an dessen Arbeitsstelle, um sich dort in den Ferien etwas Geld zu verdienen. Die mittlerweile 17-Jährige hat sich in diesem Jahr allerdings für einen Ferienjob an der Rezeption eines Hotels entschieden. Trotz kleiner Reibereien haben Vater und Tochter eigentlich ein gutes Verhältnis zueinander. Doch eines Morgens verlässt Syd nach einem Streit um eine Versace-Sonnenbrille das Haus - Tim ahnt noch nicht, dass dies der Augenblick ist, in dem er seine Tochter zum letzten Mal sieht. Denn am Abend kehrt sie nicht zurück und an Sydneys vermeintlicher Arbeitsstelle hat noch nie jemand  von ihr gehört. Tim wendet sich an die Polizei, doch trotzdem bleibt Syd spurlos verschwunden. Deshalb macht sich der verzweifelte Vater selbst auf die Suche und kommt dabei schnell zu der Erkenntnis, dass er  Syd weniger gut kannte, als er immer dachte. Seine hartnäckigen Nachforschungen fördern einige Überraschungen zu Tage und bringen ihn selbst in große Gefahr....

Die Handlung ist in der Ich-Form aus der Sicht des Vaters geschrieben. Deshalb kann man seine Gedanken und Gefühle beim Verschwinden der Tochter und auch seine verzweifelten Versuche sie zu finden hautnah miterleben.

Der flüssige Schreibstil erleichtert den Einstieg in das Geschehen und auch im weiteren Verlauf hatte ich keine Schwierigkeiten der Handlung zu folgen. Doch leider vermisse ich bei diesem Thriller das atemlose Spannungsgefühl, das ich eigentlich erwartet hatte. Denn die Handlung plätschert ohne große Spannungsmomente vor sich hin und beschreibt zunächst die Arbeits- und Lebenssituation des Autoverkäufers Tim. Der nun neben der Suche nach seiner Tochter,  auch noch die Verkaufsquote seines Arbeitgebers zu erfüllen hat. Durch die Nebenstränge der Handlung und die sehr unterschiedlichen Protagonisten des Thrillers, die so  für einige Wendungen sorgen, wird die Erzählung zwar nie langweilig - doch durch echte Spannung kann sie mich nicht überzeugen. Zwar nimmt das Buch im letzten Drittel in puncto Spannung an Fahrt auf, doch für meinen Geschmack ist das deutlich zu spät.

Der Plot um ein verschwundenes Mädchen ist sicher nicht neu, doch gerade von Linwood Barclay hatte ich mir sehr viel mehr davon erhofft. Da Kriminalromane und Thriller zu meiner bevorzugten Leserichtung gehören, habe ich bereits unzählige Bücher aus diesem Genre gelesen und deshalb empfinde ich die ausgelegten Hinweise auch als zu offensichtlich, sodass mich die Auflösung letztendlich nicht überraschte. Im finalen Showdown überschlagen sich die Ereignisse und wirken auf mich dadurch unglaubwürdig und stark konstruiert.

Ich habe bisher alle Thriller von Linwood Barclay gelesen. "Ohne ein Wort" wurde von mir sofort nach dem Erscheinungsdatum verschlungen und zum Lesen eine Nachtschicht eingelegt, da ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte. Dieser Debüt-Thriller erscheint mir bisher am besten gelungen.  Denn schon "Dem Tode nah" konnte mich nicht mehr ganz so stark fesseln, da mir der spätere Täter schnell klar war. "In Todesangst" ist zwar wieder gewohnt flüssig geschrieben und lässt sich deshalb schnell lesen, doch hinter seinen Vorgängern bleibt es im Bereich Spannung deutlich zurück. Von Todesangst und Gänsehaut war ich jedenfalls weit entfernt.