Rezension

Wachstumsschmerz

Wachstumsschmerz - Sarah Kuttner

Wachstumsschmerz
von Sarah Kuttner

Luise und Flo sind nun schon seit 4 Jahren ein Paar. Als sie beschließen, endlich Erwachsen zu werden, fangen die Probleme der beiden erst an. Die Suche nach einer gemeinsamen Wohnung wird begleitet von den Ängsten der beiden und gestaltet sich dadurch schwieriger als gedacht. Und auch das Zusammenleben fällt anders aus als erhofft und der anfänglichen Begeisterung für ein richtiges Erwachsenleben weicht schnell die Ernüchterung des Alltags.
Sarah Kuttners Erstling „Mängelexemplar“ hat mir sehr gut gefallen, und deswegen habe ich mich auch über das Erscheinen von „Wachstumsschmerz“ gefreut. Allerdings war ich unsicher, ob mir die Thematik wirklich gefällt. Nach vielen tollen Rezensionen dachte ich jedoch, dass ich das Buch unbedingt lesen muss. Es war besser und auch thematisch vielfältiger als erwartet, für mich kommt es jedoch nicht an „Mängelexemplar“ heran.

Sarah Kuttners Schreibe hat mir erneut gut gefallen. Sie schreibt locker, ehrlich, manchmal humorvoll, manchmal sarkastisch, jedoch stets immer mitten aus dem Leben heraus. Die beiden Protagonisten, Flo und Luise, haben mir nicht gefallen und ich bin auch nicht richtig warm mit ihnen geworden. Flo war mir zu ruhig, zu duckmäuserisch und ein viel zu großer Ja-Sager. Luise hingegen fand ich einfach nur anstrengend, zickig und nervig. Ihre große Unentschlossenheit bezüglich einer gemeinsamen Wohnung fand ich auch nervig und diese Stellen haben sich für mich dann auch etwas gezogen. Inhaltlich dreht sich ein wichtiger Teil des Buches um die Thematik des Erwachsenwerdens. Und in Anbetracht dieser Thematik fand ich die beiden Protagonisten passend ausgewählt, denn wirklich erwachsen sind beide noch nicht.

Die von Sarah Kuttner angesprochenen Fragen wie wann ist man wirklich Erwachsen? Muss man überhaupt Erwachsen werden? Was erwartet man vom Leben? Wie soll es beruflich weitergehen? Wohin geht die eigene Reise?  Sind Fragen, welche nicht nur die Protagonisten sondern wohl auch jeden Leser schon beschäftigt haben. Während des Lesens habe ich über diese Dinge nachgedacht. Dies hat mir gut gefallen, denn ich mag es, wenn man durch ein Buch den Input bekommt, über Dinge nachzudenken. In einigen Gedankengängen konnte ich mich wiederfinden und auch das hat mir gut gefallen.  Und auch wenn die Thematiken zum nachdenken anregen, fand ich dass die Autorin teilweise recht oberflächlich geblieben ist und manche Punkte nur leicht angerissen hat. Das finde ich wirklich schade, denn dass Sarah Kuttner auch in die Tiefe ihrer Figuren gehen kann, hat sie mit „Mängelexemplar“ bewiesen.

Die Geschichte wird immer wieder durch Memos, welche aus Luises Sicht geschrieben sind, unterbrochen. Diese Memos sind sehr privat und ich habe mich teilweise beim Lesen gefühlt, als würde ich unerlaubterweise in einem fremden Tagebuch lesen. Und auch wenn es interessant war, diese sehr intim wirkenden Gedanken der Protagonistin zu lesen, so fand ich die Memos falsch platziert. Man erfährt durch sie viel zu schnell, wie die Geschichte endet, was der Geschichte für mich enorm an Spannung genommen hat.