Rezension

Wahnsinnig wegen menschlicher Wünsche und Sehnsüchte?

Die Wahnsinnige - Alexa Hennig Von Lange

Die Wahnsinnige
von Alexa Hennig von Lange

Es geht um Johanna von Kastilien, die wir zwischen 1503 und 1506 in ihrem Leben und ihrer Entwicklung begleiten dürfen. Nach dem Tod ihrer Mutter Isabella soll sie ihr Reich übernehmen und Königin von Kastilien, Leon, Aragon und der "westindischen Inseln und des Festlandes am Ozean" werden. Johanna verweilt mit ihrem Ehemann Philipp dem Schönen, Erzherzog von Burgund, in Flandern, bis sie ihr rechtmäßiges Erbe antreten können. Doch ihre dynastische Heirat hatte nur zum Ziel, dass Philipp sich nicht mit Frankreich verbündete.

Dennoch hatten beide Gefühle füreinander und liebten sich zu Beginn sehr. Philipp ist aber sehr untreu und betrügt Johanna immer wieder, wobei er gar nicht versteht, dass er Johanna damit verletzt.
Johanna wünscht sich einfach nur von den Menschen, besonders von Philipp und ihrer Mutter, verstanden und nicht als wahnsinnig abgestempelt zu werden. Doch sie merkt mit der Zeit, dass sie die Welt nicht verändern kann, sondern nur sich selbst.

Meinung:
Der Schreibstil ist sehr schön. Es wird eine mittelalterliche Atmosphäre geschaffen und man lernt eine unbekannte, aber interessante historische Persönlichkeit kennen.
Johannas Wahnsinn macht sich mehrmals bemerkbar, wobei ich ihre Tobsuchtsanfälle manchmal verstehen konnte und manchmal zu heftig fand. Es ist kein Wunder, dass sie wahnsinnig geworden ist, wenn sie sich nicht verstanden gefühlt hatte, obwohl es um ganz menschliche Gefühle und Wünsche ging.
Daher will sie zukünftig als Königin die Welt verändern, für Freiheit und Gleichberechtigung sorgen, die Machtverhältnisse zwischen Frau und Mann ändern.
Die Handlung bleibt dadurch dann aber leider stehen. Immer wieder merkt Johanna, dass sie weiterhin von Menschen enttäuscht wird und sie die Welt nicht verändern kann. Daher versucht sie sich selbst zu ändern, die Zustände so zu akzeptieren, wie sie sind, und ihren Wahnsinn Ruhe zu verwandeln.
Dieser Wechsel zwischen Ruhe und Wahnsinn, zwischen Vertrauen und erneuten Enttäuschungen stand im Mittelpunkt des Romans, sodass meiner Meinung nach zu wenige und immer die selben Aspekte von Johannas Wesen behandelt wurden.
Außerdem sind nur die Eckdaten historisch, sodass der Roman mit der Entwicklung von Johanna eher modern und philosophisch ist.
Des weiteren sollte man auch selbst ein wenig über Johanna recherchieren, um sich ein besseres Bild von ihr zu verschaffen und alle Ereignisse und Folgen im Roman zu verstehen.

Fazit:
Ich fand den Roman sehr angenehm, da ich eine neue Persönlichkeit kennenlernen durfte. Es zeigt, wie schwer es ist, sich selbst zu entfalten, wenn die Welt dies nicht zulässt und einen in der eigenen Persönlichkeitsentwicklung einschränkt. Daher ist der Roman eher zum Nachdenken anregend als eine historische völlig wahrheitsgetreue Biographie von Johanna von Kastilien. Die Handlung schafft es leider nicht, eine Spannung aufzubauen und greift oft sich wiederholende Aspekte auf.