Rezension

War es Arthur oder Sam?

Du entkommst mir nicht -

Du entkommst mir nicht
von June Malone

Bewertet mit 3 Sternen

In einer Beziehung gibt es nichts schlimmeres, als den Partner inflagranti beim Sex mit einer anderen Person zu erwischen – der Super-Gau ist es dann, wenn es sich bei dieser anderen Person auch noch um die beste Freundin handelt. Genau das ist Johanna passiert: Sie hat ihren Freund Tom mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt. Johanna zieht sofort ihre Konsequenzen und beendet die Beziehung zu Tom, braucht jedoch auf schnellstem Wege eine eigene Wohnung, da sie in den gemeinsamen vier Wänden nicht bleiben möchte. Als selbständige Grafikdesignerin hat sie nur ein überschaubares Budget, weswegen sie sich keine teure Wohnung leisten kann und gerade auch nicht in der Position ist, sich aussuchen zu können, wo sie wohnen möchte. Notgedrungen mietet sie eine kleine Wohnung im 8. Stock eines Hochhauses.

Diese Wohnung gehört dem stinkreichen Vater von Arthur Landgraf, der wiederum in der 9. Etage ein Loft mit großzügiger Dachterrasse bewohnt. Obwohl Arthur und sein Vater nicht das beste Verhältnis zueinander haben, kann er ihn überreden die Mietwohnung innerhalb von 2 Wochen komplett renovieren zu lassen, da er – nachdem er einen Blick auf Johanna werfen konnte – unbedingt möchte, dass sie die Wohnung bekommt und niemand anderer. Was als einfaches Interesse an ihrer Person beginnt, wechselt schnell zu Besessenheit und Arthur ist sehr erfinderisch, wenn es darum geht, Johanna sehen zu können.

Tom möchte die Beziehung zu Johanna nicht aufgeben, auch wenn sie ihm deutlich signalisiert hat, dass für sie die Sache erledigt ist; obwohl sie ihn noch liebt. Immer und immer wieder versucht er, Johanna zu einem Treffen und einem Gespräch zu bewegen – aber Arthur hat Wind davon bekommen und kann das leider nicht zulassen, da Johanna doch jetzt „ihm gehört“.

Arthur schreckt vor nichts zurück. Er bedient sich aus der großen Kiste der manipulativen Mittel und schreckt auch vor einer Entführung nicht zurück.

Kann Tom Johanna retten oder ist es doch Arthur, der das Spiel gewinnt?

Glücklich ist Johanna mit dieser Wohnung nicht, aber sie hat leider keine andere Wahl, da sie schnellstmöglich bei Tom ausziehen möchte. Die erste Person, die sie in ihrem neuen Zuhause kennenlernt ist Arthur, ihr Obermieter. Johanna weiß nicht, dass sie die Wohnung Arthur zu verdanken hat, weil er Gefallen an ihr findet. Sie weiß auch nicht, dass Arthur in den nächsten Tagen das ein oder andere Zusammentreffen fingieren wird, nur damit er sie sehen kann. Sie weiß ebenfalls nicht, dass Arthur keine Skrupel hat um an sein Ziel zu kommen.

Bei der Beschreibung von Arthur wird (mir) schnell klar, dass es sich um eine Person mit einer MPS (multiple Persönlichkeitsstörung) handelt. Er hat sich aufgrund von Wettschulden mit seinem Vater überworfen, weswegen er in diesem Hochhaus das Loft in der 9. Etage bewohnt. Arthur vereint mehrere Personen in sich; Till (ein Kind), Sam, Mayumi, Gabriel, Noah (auch ein Kind) und Silvia. Je nachdem, welches gerade die aktive Persönlichkeit ist, verhält Arthur sich entsprechend kindisch, draufgängerisch oder auch weiblich. Niemand weiß von seiner Persönlichkeitsstörung, noch nicht einmal sein engster Freund Michael, der Hausmeister in diesem Hochhaus ist. Da ich keine Menschen mit MPS kenne, weiß ich leider nicht zu beurteilen, ob die Zankereien, die sich die multiplen Persönlichkeiten untereinander abhalten, realistisch oder unrealistisch sind. Arthur bedient sich schon auch mal der Vulgärsprache, es passt aber durchaus zu seinem Charakterbild.

Arthur wird als unsympathische Person in die Geschichte eingeführt, er wandelt sich also nicht im Laufe der Zeit von einem Sympathen zu einem Unsympathen, sondern er wird gleich von Anfang an als merkwürdig charakterisiert.

Entweder ist Johanna durch die Trennung von Tom zu sehr traumatisiert oder sie ist tatsächlich so naiv, wie sie dargestellt wird, denn sie findet Arthur zwar etwas merkwürdig, ihre Alarmglocken schlagen aber (leider) nicht an. Auch dann nicht, als er mitten in der Nacht – nur mit einem Bademantel bekleidet – bei ihr klingelt und um Nachtasyl bittet, da er sich aus seiner Wohnung ausgesperrt hat. Sie lässt diesen fremden Menschen in ihre Wohnung und was dann passiert, hätte sie selbst verhindern können.

Tom gibt Johanna Gott sei Dank nicht auf, was den Druck auf Arthur erhöht, denn natürlich möchte er nicht, dass Johanna wieder zu ihrem Ex zurückgeht. Deswegen muss er etwas tiefer in die Trickkiste greifen – was Johanna in Lebensgefahr bringt. Am Ende kommt es zum großen Showdown – hier spielt dann auch noch ein Pferd eine (im wahrsten Sinne des Wortes) tragende Rolle.

Mit einem Umfang von 298 Seiten hatte ich dieses Buch schnell gelesen. Die Autorin June Malone bedient sich eines einfachen Schreibstils der gut und schnell zu lesen ist, manchmal sind mir die Konversationen der Charaktere aber zu flach und keiner der Charaktere war mir wirklich sympathisch. Durch die multiple Persönlichkeit von Arthur kam eine andere Art von Täterbild auf, da hätte es aber durchaus noch mehr Potential gegeben, diese unterschiedlichen Persönlichkeiten mehr einzubinden.

Leider hat mich die Geschichte nicht so gefesselt, wie ich es mir erhofft hatte – und für einen Psychothriller fehlte mir die haarsträubende Spannung. Die Geschichte hat mich unterhalten, wird aber wahrscheinlich nicht nachhaltig in meinem Kopf bleiben.