Rezension

Warum musste Anna sterben?

Mord am Waterberg - Almut Hielscher, Uta König

Mord am Waterberg
von Almut Hielscher Uta König

Bewertet mit 5 Sternen

„...Unsere Würde haben sie uns genommen, unsere Kultur haben sie zerstört. Auch in unseren Seelen ist vieles kaputt gegangen...“

 

Katrin fliegt nach Namibia. Sie wird dort einen Sarg abholen, den Sarg mit dem Leichnam ihrer jüngeren Schwester Anna. Sie hatte für den Deutschen Entwicklungsdienst gearbeitet und war ermordet worden.

Als Katrin in das Dorf kommt, wird sie von Annas Chef, dem Manager Arnold Kaure in Empfang genommen und zur Polizeistation gebracht. Dort teilt ihr der Polizist William Katjelio mit, dass es sich um einen Raubmord gehandelt hat und dass der Mörder gefasst ist. Sämtliche Fragen von Katrin werden abgeblockt. Ihr wird empfohlen, nach Windhoek zurückzukehren und am nächsten Tag abzufliegen. Katrin aber besteht darauf, ins Haus ihrer Schwester zu kommen.

Die Autorinnen haben einen spannenden und außergewöhnlichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.

Schnell merkt Katrin, dass vieles nicht so ist, wie man ihr erzählt hat. Sie findet das Tagebuch ihrer Schwester und Briefe von Tante Elsa, die vor mehr als 80 Jahren auf einer Farm in Namibia gelebt hat.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Rückblicke in die Kindheit ermöglichen mir, einen Blick in Katrins Psyche zu werfen. Als Älteste von drei Geschwistern musste sie schon früh Verantwortung übernehmen. Dabei hat sie logischerweise auch Fehler gemacht, die das Verhältnis zu Schwester und Bruder getrübt haben. Annas wiederholte Einladungen nach Afrika hat sie mit den Verweis auf Zeitprobleme stets ausgeschlagen.

Ausführlich wird die deutsche Kolonialgeschichte von Namibia im Buch aufgearbeitet. Obiges Zitat stammt vom Häuptling der Herero. Landwegnahme und die Folgen von Vergewaltigungen wirken bis heute nach. Doch es gibt Hoffnung. Das zeigt das folgende Zitat:

„...Alle, die Versöhnung wollen, haben ihre Schwester gern gehabt und es ihr hoch angerechnet, dass sie als Deutsche mit uns arbeitete...“

Das heutige Leben der Herero wird ebenfalls ausführlich geschildert. Es geht darum, Tradition und Moderne in Einklang zu bringen. Mit dem Verlust der Würde kam der Alkoholismus. Auch dieses Erbe gilt es zu überwinden. Vorreiter sind dabei insbesondere die Frauen.

Schnell wird klar, dass der verhaftete Junge unschuldig ist. Wer aber hatte Interesse an Annas Tod? Obwohl Katrin von den örtlichen Befindlichkeiten wenig Kenntnis hat, gelingt es ihr, das Gewirr von Korruption und Verschleierung zu durchdringen. Gleichzeitig wird sie mit der Vergangenheit ihrer Familie konfrontiert. Hier sorgt Angst für Ablehnung.

Wie oben schon erwähnt, haben die Autorinnen Annas Tagebucheinträge als besonderes Stilmittel eingefügt. Dort findet Katrin Hinweise für ihre Ermittlungen, aber auch Informationen über die Schwierigkeiten in Annas Leben.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. In einer fesselnden Handlung wird ein Stück deutscher Kolonialgeschichte gekonnt aufgearbeitet.

 

Kommentare

Bibliomarie kommentierte am 21. August 2017 um 16:17

Ein interessantes Thema, Deine Rezi macht mich neugierig auf das Buch.