Rezension

Was damals geschah...

Der finstere Pfad -

Der finstere Pfad
von Jenny Blackhurst

Bewertet mit 4 Sternen

„Menschliche Überreste gefunden…“ tönt es aus dem Autoradio „…auf dem berühmten West Coast Trail.“ Oh Schreck - Faye und George, Lauras Kinder, kreischen auf dem Rücksitz, als ihre Mutter auf einen Lieferwagen auffährt.

Die damals 20jährige muss sich nun, fünfzehn Jahre später, der Vergangenheit stellen und diese Erkenntnis greift zunehmend in ihr perfektes Leben mit Mann und Kindern ein. „Ich werde nie hinter mir lassen können, was in Kanada geschah.“ Diese Erkenntnis lässt sie innerlich beben. Mit einem Geschwisterpaar war sie unterwegs.

Jenny Blackhurst wechselt zwischen dem Gestern und dem Heute, zwischen der folgenschweren Wanderung auf dem West Coast Trail und dem beschaulichen Familienleben im Jetzt. Der Erzählstrang um das Heute ist doch etwas langatmig geraten. Die heutige Laura führt ein weitgehend unspannendes Leben, diese Ausführungen hätte ich mir sehr viel kürzer gewünscht.

Muss sie sich der Vergangenheit stellen mit allen Konsequenzen? Und was wären diese? Was alles würde zum Vorschein kommen? Sie weiß es, der Leser meint es zu wissen. Die vermeintlich Schuldigen und die Unschuldigen verschwimmen noch zu einer undurchdringlichen Schwärze. Die Wahrheit wabert unter der Oberfläche, die Ungewissheit schwebt über allem. Denn eins ist sicher: Es ist nichts so wie es scheint.

Die Passagen auf dem Trail sind zunehmend fesselnd und wendungsreich, es ist ein raffiniert konstruierter  finsterer Pfad. Die Auflösung dann ist so unerwartet und überraschend, damit hätte ich nie gerechnet - ein spannendes Verwirrspiel. So, wie ich es von der Autorin kenne. Ein lesenswerter Psycho-Thriller mit einigen Längen.