Rezension

Was die Grachten verbergen... oder ans Licht kommen lassen

Das Büro der einsamen Toten
von Britta Bolt

Bewertet mit 4 Sternen

Es ist faszinierend, welch ungewöhnliche Ideen manche Autoren für einen Krimi haben. Dies hier ist wieder so ein Schmuckstück. Kein Polizist,  kein Staatsanwalt, noch nicht mal ein Journalist - nein, ein Beamter der Stadtverwaltung geht hier auf Mörderjagd. Und das tut er nicht einmal schlecht, denn eins muss man ihm lassen: Instinkt hat Pieter Posthumus. Mehr als so mancher Kriminalkommissar.

Er arbeitet in einer Abteilung der Stadt Amsterdam, die es so wohl nur dort gibt: er kümmert sich um anonyme Tote, ermittelt ihre Angehörigen (soweit vorhanden) und verschafft den Verstorbenen ein angemessenes Begräbnis. Nur leider gibt es immer mal wieder Fälle, in denen alles zu glatt geht, zu einfach aussieht - oder zu kompliziert. An diesen Fällen beißt "PP", wie er von einigen genannt wird, sich fest. Und ermittelt auf Teufel komm raus.

Dieser Ansatz ist wirklich etwas ganz Neues im Krimi-Milieu und verdient schon alleine einen Bonus-Stern :-) Leider ist aus meiner Sicht nicht das gesamte Buch von Spannung durchzeichnet, es liest sich eher wie eine Kahnfahrt in den Grachten von Amsterdam: dahinfließend, mit ein paar kleinen Wellen ab und zu und gelegentlich leichten Kräuselungen auf dem Wasser, bei denen man nicht weiß woher sie kommen. Erst gegen Ende wird die Strömung (und der Sog beim Lesen) größer und man taucht tief ein in den Fall und seine Verstrickungen.

Insgesamt betrachtet unterhält dieser ungewöhnliche Fall aber gut und es muss schließlich nicht immer Schlag auf Schlag gehen. Das hätte auch zu Pieter Posthumus nicht gepasst. Deshalb kann ich diesem Erstling (dem, so habe ich gehört, noch weitere Bücher folgen sollen) gute 4 Sterne geben.

Eine Anmerkung habe ich aber noch, und die betrifft das Cover. Zugegeben, es sieht klasse aus und macht extrem neugierig auf den Roman. Aber nachdem ich ihn gelesen habe, frage ich mich: warum diese interessant gestaltete Pistole auf dem Cover, die für mich keinen Bezug zum Buch aufweist? Aufgrund der stilisierten Abbildung der Waffe (sie wirkt wie aus Porzellan) hätte ich an eine weibliche Hauptfigur gedacht. Davon aber mal abgesehen - Revolver spielen in dieser Story eine untergeordnete Rolle, von viel größerer Bedeutung sind die Elektroschocker. Für mich ist das Cover daher leider nicht so recht nachvollziehbar, wenn auch vom Design absolut gelungen.