Rezension

"Was wie Liebe aussieht, ist manchmal auch Liebe"

Immer wieder du und ich - Juliet Ashton

Immer wieder du und ich
von Juliet Ashton

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr eine Geschichte so sehr miterlebt, dass ihr anfangt mit den Figuren zu sprechen? Das ist mir bei diesem Roman passiert. Ich kann mich nicht dran erinnern, wie oft ich das Bedürfnis hatte, besonders die beiden Protagonisten mal kräftig durchzuschütteln und gleichzeitig anzuschreien, damit sie endlich zueinander finden. Es gab zig Situationen, wo ich der felsenfesten Überzeugung war, jetzt würde es endlich passieren, doch dann kam erneut etwas dazwischen, was mich fast dazu getrieben hätte, das Buch an die Wand zu schmeißen. Aber keine Sorge: Dies ist nicht geschehen und ich hatte das Bedürfnis auch nicht, weil ich die Geschichte nicht toll fand, sondern weil ich sie nicht nur gelesen, sondern ebenfalls GELEBT habe. Es dauerte nur einen kleinen Bruchteil, bis ich die Rolle von Kate komplett übernommen hatte und dies, obwohl mir das bei einer auktorialen Erzählweise, wie sie hier der Fall ist, eigentlich nicht so oft passiert. Ich habe mich selbst dabei beobachtet, wie ich mit meinem vermeintlich besten Freund Scherze mache, mit ihm alt werde und es doch niemals hinbekomme ihm meine Liebe zu gestehen. Das alles ging so weit, dass ich an einigen Stellen nicht mehr an mich halten konnte und einfach mal eben so in Tränen ausgebrochen bin, weil die Flut der Emotionen mich wie ein Tsunami umgeworfen hat. Diese Welle verschwand zwar immer mal wieder, versteckte sich, um auf den insgesamt 400 Seiten irgendwann erneut mit voller Wucht zuschlagen zu können.
Juliet Ashton hat mit ihrem neuen Roman ein wirkliches Meisterwerk erschaffen, in dem es an nichts fehlt. Neben den grandios ausgearbeiteten Protagonisten Kate und Charlie, auf denen natürlich der Scheinwerfer leuchtet, gibt es auch noch jede Menge anderer Figuren, die mit so viel Licht erstrahlen, dass man sie zwar schon gut vor Augen hat, aber dennoch nicht von ihnen geblendet wird. Die Hauptdarsteller stehen zu keiner Zeit in deren Schatten.

»"Das fühlt sich gut an. Das hier", und damit drückte er ihre Hand. "Das fühlt sich wirklich gut an, oder?"
"Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich täte, Charlie, [...]"
"Freundschaft. Das ist das Allerwichtigste. Ich will die Liebe gar nicht kleinmachen. Liebe ist toll. Aber ..."«

Zitat aus: "Immer wieder du und ich"

Die Geschichte an sich ist eigentlich nichts Neues, hat man eine ähnliche Story doch auch zum Beispiel schon in "Zwei an einem Tag" von David Nicholls gelesen. Der Plot alleine macht diese rührende Geschichte aber nicht aus, es sind die vielen Kleinigkeiten drumherum, die diesen Roman für mich zu etwas Besonderem gemacht haben. Angefangen bei den Charakteren, den Nebengeschichten, den einzelnen Stationen, oder auch der guten Aufmachung, bis hin zu dem berührenden Ende, bei dem wirklich kein Auge trocken bleibt. Juliet Ashton brachte mir ihre Figuren sehr nahe, übermittelte mir ihre Gefühle und ließ mich die gesamte Zeit über vor Spannung mitzittern und mitfiebern, ob sich Kate und Charlie nun endlich kriegen würden, oder nicht. Dabei kam alles allerdings niemals kitschig oder utopisch rüber, sondern zu jeder Zeit, wie eine aus dem Leben gegriffene Geschichte.
Das Einzige, was ich als ein bisschen anstrengend empfunden habe ist die stellenweise nervende Kusine Becca. Sie ist das gesamte Gegenteil von Kate, hat mich des Öfteren auf die Palme gebracht und auch sehr sauer gemacht. Trotz ihrer Eigenarten, die für mich wirklich strapaziös waren, hatte sie aber doch auch was liebenswertes an sich. Ich konnte Kate verstehen, dass sie ihr so viel verzieh und mit einer bestimmten Aktion habe ich sie letztendlich sogar noch richtig lieb gewonnen.
Beim Ende habe ich, wie ebenfalls an vielen anderen Stellen in dieser Geschichte, sehr weinen müssen. Ob aus Freude, oder aus Trauer, werde ich aber natürlich nicht verraten.

Fazit:
Ein berührender, besonderer Roman, bei dem kein Auge trocken bleiben wird. Juliet Ashton beschreibt eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen sein könnte mit so viel Gefühl, dass es einem ganz warm ums Herz wird. Ich habe Immer wieder du und ich gefühlt und gelebt. 
Wer "Zwei an einem Tag" liebt, wird dieses Buch ebenso lieben.
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