Rezension

Was wusste Henriette!

Elbgift - Nicole Wollschlaeger

Elbgift
von Nicole Wollschlaeger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Doch selbst wenn sie ein paar Meter in die falsche Richtung liefen, bisher hatten sie die richtige Abzweigung noch immer gefunden. Sämtliche Puzzleteile lagen bereits vor ihnen, sie mussten sie nur noch zu einem Bild zusammenfügen...“

 

Henriette Stern ist in eine private Seniorenresidenz gezogen. Heute erwartet sie ihre Freundin Bärbel. Gleich nach der Ankunft drückt sie ihr ein Buch in die Hand und bittet sie, es unbedingt mitzunehmen. Dann trinkt sie ein Glas Sherry und bricht zusammen. Jede Hilfe kommt zu spät.

Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Das Besondere ist, dass zwei Polizisten des örtlichen Reviers von Henriettes Tod mehr oder weniger betroffen sind. Peter war mit ihr befreundet und glaubt nicht an einen plötzlichen Herztod. Und Bärbel ist die Mutter von Hauke. Auch sie geht von einem Mord aus. Philip, der Leiter, beschließt, Ermittlungen aufzunehmen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die bildhafte und doch treffende Sprache zeigt das Eingangszitat. Zu den stilistischen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche der drei Ermittler. Dabei prallen ihre Meinungen schon deshalb manchmal hart aufeinander, weil sie unterschiedliche Charaktere haben. Das klingt dann so.

 

„...Du willst doch nicht, dass der uns die verdeckten Ermittlungen vermasselt, nur weil er sich wie ein Elefant im Porzellanladen aufführt...“

 

Trotz mancher Spannung wissen sie allerdings, dass sie sich im Ernstfall aufeinander verlassen können.

Philip hat momentan ein privates Problem, das ihn belastet. Hier ist es von Vorteil, wenn man als Leser die Vorgängerbände kennt. Für den Kriminalfall spielt es dagegen keine Rolle.

Schon zu Anfang wird deutlich, dass Henriette einem Schwindel auf die Spur gekommen ist. Musste sie deshalb sterben? Die Seniorenresidenz jedenfalls ist auf betuchte Gäste spezialisiert. Gegenüber Hauke, der sich als Interessent ausgibt, formuliert das eine Bewohnerin etwas sarkastisch:

 

„...Sie sind hier, um sich das Etablissement anzuschauen. Um entweder ihren Vater oder ihre Mutter hierher abzuschieben. Und damit sie das schlechte Gewissen nicht plagt, geben Sie ein Vermögen dafür aus...“

 

Als dann Henriettes Hausarzt ebenfalls tot aufgefunden wird, zieht Kriminalkommissar Klose die Ermittlungen an sich. Den Begriff „Zusammenarbeit“ kann er nicht einmal buchstabieren.

Philip und seine Leute lassen sich davon nicht abhalten.

Das Buch zeichnet sich durch viele kleine, aber feine Details aus, sei es eine Diskussion beim Bio-Bauern oder Einblicke in die Vergangenheit der Protagonisten. Beim Miträtseln gehe ich manchen Irrweg mit. Am Ende aber ergibt sich ein gekonntes Gesamtbild des Geschehens.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.