Rezension

Weiß ist nicht immer die Farbe der Unschuldigen

Johannisfeuer - Yann Sola

Johannisfeuer
von Yann Sola

Bewertet mit 3 Sternen

Ein spannender Krimi, der an der französischen Küste spielt und den Sommer nach hause holt, kann ja für zwischendurch genau die richtige Lektüre sein. Die Hauptfigur Perez und seinen vierbeinigen Begleiter Hippy finde ich auch sehr sympathisch. Perez ist die Miss Marple an der Côte Vermeille und hat wohl schon so einige Fälle gelöst. Über den aktuellen Fall stolpert er buchstäblich selbst beim „Höhentraining“ für einen geplanten Ausflug zum Johannisfeuer mit seiner Ziehtochter. Eine junge Frau liegt plötzlich auf seiner täglichen Tour auf dem Hügel zu seinen Füssen, ausgezehrt und geschwächt. Ambre Granado ist als 16jährige plötzlich aus dem Dorf verschwunden. Sie lebte mit ihren Eltern außerhalb der Gemeinschaft als Zugezogene aus Kalifornien. Nun taucht sie so unvermittelt und dramatisch wieder auf, dass Perez Lebenspartnerin Marianne sich unbedingt der jungen Frau annehmen will und damit Perez förmlich gezwungen ist, dieser merkwürdigen Geschichte nachzugehen. Was er allmählich aufdecken wird, hätte sich niemand in der Familie in dieser Dimension vorstellen können und auch Banyuls-sur-Mer wird schließlich Schauplatz eines grausamen Verbrechens.

Nun, ich bin kein passionierter Krimi-Leser. Ab und zu ist das aber eine nette Abwechslung. Natürlich ist mir der Trend der „französischen Schauplatzkrimis“ aufgefallen. Die Cover sehen immer so schön nach Urlaub und Erholung aus und zwischen den dünnen Buchdeckeln passieren gemeine, grausame Verbrechen, die nicht in diese Idylle gehören. In der Regel gibt es einen leicht schrägen Commissaire oder eben ein Unikum wie Perez, die dann wieder Ruhe und Frieden in ihr geliebtes Dorf bringen. Die Versessenheit auf gute Speisen oder literweise Espressi scheint offensichtlich auch zum Bild eines echten Franzosen zu gehören. Perez Alltag besteht eigentlich nur aus Köstlichkeiten zu sich nehmen und den Pausen dazwischen, wo er vom Essen träumt. Das ist auf den ersten 100 Seiten ganz charmant und nutzt sich dann doch recht schnell ab. Der Krimiplot selbst war in den Grundzügen ganz gut durchdacht, aber die Ahnung in welche Richtung es geht, hatte ich oft schneller als Perez und sein Hund. Mit anschaulichen Blutrünstigkeiten hat sich Yann Sola sehr zurückgehalten und auch die Reaktion der Menschen auf die Gewalt in ihrer Mitte wirkte sehr realitätsnah auf mich und nicht so übertrieben normal wie in manch anderen Büchern dieses Genres. Am Ende aber ist Johannisfeuer auch nur ein typischer Krimi im Südfrankreich-Look, der mit den üblichen Klischees aufwartet und sich gleichzeitig um Originalität bemüht. Eine leichte Lektüre für den Strandurlaub an der Côte Vermeille.