Rezension

Weltkrieg to go

Die Frauen aus der Mulberry Lane -

Die Frauen aus der Mulberry Lane
von Rosie Clarke

Bewertet mit 3 Sternen

Auch wenn dieses Buch den Beginn des Zweiten Weltkriegs in London schildert, ist es in erster Linie sehr beschaulich.

„Die Bewohner der Mulberry Lane und all der anderen kleinen Gassen rund um den Spitalfields Market waren eine eingeschworene Gemeinschaft und obwohl sie mitten im belebten East End lebten, herrschte eine Atmosphäre, wie in einem Dorf.“

Die Frauen aus der Mulberry Lane sind patent und fleißig, haben nur was Männer angeht, keine glückliche Hand. Vielleicht ist das auch der Zeitgeist, aber da tummeln sich die Patriarchen, Despoten, Choleriker und Großmäuler, während Frau den Laden schmeißt. Peggy führt den Pub und ist berühmt für ihren Apfelkuchen, Maureen leitet den kleinen Haushaltswarenladen an der Ecke und konnte leider nicht heiraten, weil sie sich um ihren Vater kümmern muss. Ja, bei aller Bevormundung, sind die Herren doch im Grunde hilflos ohne die Unterstützung einer Frau, es ist ein Jammer.

Dann kommt der Krieg, der tut, was Kriege so tun: Es zieht die Männer an die Front oder zum Zivilschutz, die Frauen stricken, aber solange Peggy noch Apfelkuchen hat, ist das Ganze erträglich.

Eigentlich bekommt man den Eindruck, die Autorin konnte sich nicht so recht entscheiden, welches Klischee sie am besten bedienen sollte. Sie möchte von starken Frauen erzählen, die im Leben stehen und unabhängig sind. Nur knicken sie alle ein, sobald ein Ehemann, Vater oder Liebster Forderungen stellt. Man bekommt fast den Eindruck, sie haben mehr unter ihren Männern zu leiden als unter den Kriegsfolgen.

Dieses Buch ist nett. Es erzählt nett von mehr oder weniger netten Menschen, die sich höflich durch Kriegszeiten plaudern, Kekse essen und die erwartbaren Probleme durchleben. Vielleicht kann man es als unterhaltsame Einführung in Kriegslektüre sehen, eine Art Weltkrieg to go für blutige Anfänger. Es ist deutlich der erste Teil einer Reihe und lässt einiges offen.

Das Hörbuch wird tapfer gelesen von Rebecca Madita Hundt, die die beschauliche Atmosphäre mit schön artikulierten Äs untermalt. Es dauert 11 Stunden, 17 Minuten.