Rezension

Wem kannst du trauen?

Wenn du mir gehörst -

Wenn du mir gehörst
von Michael Robotham

Bewertet mit 4 Sternen

Phil McCarthy, eine Londoner Polizistin, wird zu einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt gerufen. Sie bringt die betroffene Frau, Tempe, in Sicherheit und unterstützt sie, woraus bald eine scheinbar intensive Freundschaft wird. Das Problem an der ganzen Sache? Der Mann, der Tempe verletzt hat, ist ein bekannter, geschätzter Detective. Wem werden die Kollegen eher glauben – einer jungen Polizistin oder einem zum Held gewordenen Detective, der zahlreiche Beziehungen innerhalb der Polizei hat? Als wäre das Risiko, durch ihn ihren Job und ihre Karriere zu verlieren, nicht schon belastend genug, weiß Phil langsam gar nicht mehr, wem sie trauen kann - wer die Wahrheit sagt und wer ihr Vertrauen schamlos ausnutzt. Sie gerät in einen Konflikt zwischen ihrer vertrauenswürdigen Natur, ihrem Gerechtigkeitssinn und zu vielen Zufällen, die misstrauisch werden lassen.

In diesem Thriller steht die Polizistin Phil im Fokus. Seit einem traumatischen Erlebnis in ihrer Kindheit verspürt sie den Wunsch, für Gerechtigkeit zu sorgen und Polizistin zu werden. Nicht gerade hilfreich ist dabei der McCarthy-Clan, ihre berüchtigte Familie. Ihr Leben wird detailliert an passenden Stellen der Geschichte dargestellt und im Verlauf erhalten die Leser immer mehr Hintergründe und Zusammenhänge, sodass sich Phil zu einem umfassenden, tiefgründig ausgestalteten Charakter mit Hilfsbereitschaft und Gutmütigkeit, aber auch Ängsten und Zweifeln entwickelt. Die weiteren Charaktere bleiben eher im Hintergrund. Teilweise kommt das Gefühl auf, dass sie Mittel zum Zweck werden, sodass das Leben und die Gefühle von Phil besser dargestellt werden können. Tempe hingegen ist ein geheimnisvoller Charakter, der lange schwer durchschaubar bleibt – was den Reiz dieser Geschichte ausmacht. Die vielen Fragezeichen, die sich um ihren Charakter legen, die Frage, wer sie tatsächlich ist und warum sie so handelt, wie sie handelt, treiben die Leser an, weiterzulesen. Unterstützt wird dieser Lesefluss durch kurze Kapitel.

Die Auflösung weist einige Überraschungen auf. Auch weniger routinierte Thriller-Leser können Schlüsse ziehen, welcher Charakter Geheimnisse hat, wie sich die Geschichte entwickeln könnte und wer vielleicht für Tode verantwortlich zu machen ist, aber einige Details kommen doch überraschend. Damit baut der Autor bis zum Schluss Spannung auf und treibt die Leser dazu an, möglichst schnell weiterzulesen.

Wer in eine Geschichte über Korruption, psychische Abgründe, toxische Beziehungen und toxische Freundschaften, geheimnisvolle Charaktere und vielen Aspekten mehr eintauchen möchte, hat mit diesem Buch sicherlich schöne Lesestunden.