Rezension

Weniger wild als erwartet

WILDER FLUSS - Cheryl Kaye Tardif

WILDER FLUSS
von Cheryl Kaye Tardif

Die Leseprobe zu "Wilder Fluss" hat mir gut gefallen, die Thematik fand ich interessant, die Charaktere auch ganz ansprechend, man kann aber nicht behaupten, dass sie mich aus den Latschen gehauen hätte. Dennoch war ich sehr gespannt darauf, das Buch zu bekommen und auch zu lesen, schließlich mag ich Thriller und auch sehr gern solche, die einen wissenschaftlichen Hintergrund haben. Das Buch wurde außerdem als "internationaler Bestseller" angepriesen, da kann es ja nicht so schlecht sein. Mein Fazit ist ambivalent. Streckenweise kam wirklich Spannung auf, man freundete sich mit den charakterlichen Besonderheiten der Personen an und konnte viele Dinge auch nachvollziehen. Die Thematik der Biotechnologie (alles rund um Nanobots und solche Dinge) finde ich sehr interessant, da fehlten mir allerdings die Fakten, das war alles ein wenig platt. Ungefähr ab der Mitte hatte ich dann das Gefühl, dass es immer abstruser und abgefahrener wird, wissenschaftliche Begründungen kamen nur selten, alles glitt so ein bisschen (vermutlich ungewollt) schon fast ins Fantasy-Genre ab, und das fand ich dann nicht wirklich passend. Der Effekt eines Thrillers, nämlich die durchweg gehaltene Spannung und die ständige Dynamik haben mir auch stellenweise gefehlt, das Buch hat durchaus seine Längen, obwohl es in Summe eigentlich recht kurz ist. Die Liebesgeschichte um die Protagonistin hat mich jetzt auch nicht wirklich vom Hocker gerissen, sie wirkte sehr konstruiert und einfach auch "zu schnell" und unproblematisch - alles ein bisschen zu perfekt. Auch wenn es selbstverständlich eine fiktive Geschichte ist, hätte ich mir gewünscht, dass sie realistischer wirkt. Das gilt nicht nur für die Rahmenhandlung, sondern auch die Art und Weise wie die Charaktere sich verhalten, stellenweise völlig überzogen, stellenweise schon Kapitel vorher komplett vorhersehbar, manchmal zu pathetisch, so dass es beinahe ins Lächerliche abdriftet. Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Buch für die seichte Unterhaltung zwischendurch gut geeignet ist, es liest sich schnell und flüssig, hat aber weder an die Charaktere noch an die Handlung oder die wissenschaftliche Basis höhere Ansprüche. Von mir drei Sterne und ein "ganz nett".