Rezension

Wenn die Liebe kompliziert wird

Die Paradiese von gestern -

Die Paradiese von gestern
von Mario Schneider

Bewertet mit 4 Sternen

Eine voluminöse Geschichte, nicht nur der Seitenzahl wegen, mit ungewöhnlichen Protagonisten.

Sommer 1990 in Frankreich. Der erste gemeinsamer Urlaub von Ella und René aus der damaligen DDR nach der Mauerfall. Und ein verlassenes Hotel in einem baufälligen Schloss, deren Herrin die Gräfin Charlotte de Violet bereits eine endgültige Entscheidung getroffen hat. Ein Teil ihres Plans ist das exquisite Abendessen für die jungen Menschen, die auch die letzten Gäste des ehemaligen 5-Sterne-Hotels sind.
Das vornehme Diner vor der Kulisse des halb verfallenen Schlosses, bildhaft vom Autor beschrieben, erinnert stark an eine Theatervorstellung. Bei der Szene habe ich das Gefühl gehabt, dass der Vorhang gerade aufgegangen ist und ich kann das Ganze hautnah miterleben. Dieses Empfinden wurde noch von dem dramatischen Zwischenfall mit dem Erscheinen von Alain, dem Sohn der Gräfin, deutlich verstärkt.
Die Kulisse der Handlung verändert sich total, nachdem Alain und René gemeinsam nach Paris fahren. Der Autor präsentiert jetzt lautstarke Bilder der Weltmetropolie und ihrer schrillen Gesellschaft. Für René ist es eine völlig unbekannte neue Welt mit Erlebnissen, die seine Sicht auf viele Aspekte des Lebens verändern.
Auch Ella, die währenddessen ihre Zeit im Schloss verbringt und lange Gespräche mit dem Diener Vincent führt, bekommt einen anderen Blick auf ihr bisheriges Leben und ihre Beziehung mit René.
Erwähnenswert ist auf jeden Fall der Schreibstill des Autors, der mit seiner epischen Erzählweise wunderbar die jeweilige Atmosphäre vermitteln und ausdrucksstarke sprachliche Bilder erzeugen kann. Gut skizziert, obwohl etwas überspitzt dargestellt, sind auch die Protagonisten des Romans; ihre Schicksale interessant.
„Die Paradiese von gestern“ ist ein Roman voller filmreichen Ereignissen, starken Gefühlen und vielen Emotionen. Es geht hier um Liebe, Glück, Treue und Zusammenhalt. Und um das Leben selbst, das so oft weit von einem Paradies entfernt ist.