Rezension

Wenn die Regierung zum Krokodil wird

Das hungrige Krokodil - Sandra Brökel

Das hungrige Krokodil
von Sandra Brökel

Bewertet mit 5 Sternen

„Das hungrige Krokodil“ erzählt eine wahre Geschichte. Pavel Vodák hat in der Tschechoslowakei Medizin studiert, hat geholfen die Insassen von Theresienstadt nach deren Befreiung zu behandeln und war ein sehr angesehener Psychiater und Kinderarzt. Mit vielen Mitstreitern hat er sich für einen guten, menschenachtenden Sozialismus im Land eingesetzt. Doch unter dem Einfluss der Sowjetunion hat sich das Land in den 60ern anders entwickelt. Im Prager Frühling 1968 versuchten viele unter anderem durch  Radioreportagen oder einem Zeitungsartikel den „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu verbreiten und durchzusetzen. Doch durch einmarschierende Truppen des Warschauer Paktes wurde diese Revolte niedergeschlagen. Seit dem war auch Pavel unter Beobachtung, fühlte sich immer weniger wohl in seiner Heimat. Letztendlich blieb nur der Fluchtversuch. Aber nicht ohne die Familie, was alles schwierig gestaltete.
Sandra Brökel schreibt das Leben und die Geschichte von Pavel Vodák sehr flüssig und mitreißend auf, man wird von dem Buch direkt gefangen genommen und fiebert mit. Sie liefert einen grandiosen Blick auf die Unruhen, auf die politischen Geschehnisse, verschiedenen Denkweisen und der Angst, dass sich die eigene Regierung in ein Krokodil verwandelt, dass alles verschlingen will. Der Autorin gelingt es wunderbar, diverse Emotionen aufzubauen und die Charaktere der Hauptpersonen in das Buch einfließen zu lassen. Man merkt, dass sie sich sehr intensiv mit dem Leben des Arztes auseinandergesetzt hat und hat diese Erfahrungen sehr sensibel wiedergegeben.
Zeitgeschichte zum Anfassen und nur weiter zu empfehlen!