Rezension

... wenn ein Cold Case wieder aktuell wird

Totenruhe -

Totenruhe
von Arvid Heubner

Bewertet mit 4 Sternen

In Alfarnatejo (Spanien) wird die Leiche eines siebenjährigen Mädchens gefunden. Alles daran erinnert an einen vierzig Jahre alten, ungelösten Fall. Handelt es sich um ein und denselben Täter? Oder ist es ein Nachahmer? Damals ging die Polizei von einem Sexualverbrechen auf, doch an diesem Fall ist vieles ungewöhnlich. Tinus Geving und INTERPOL nehmen ihre Ermittlungen auf und dringen dabei bis in die obersten Kreise vor und auch die älteren Dorfbewohner sind nicht frei von Schuld.
Der Einstieg in die Geschichte ist auf Grund der vielen Figuren und Namen, die einem beim Lesen um die Ohren gehauen werden, etwas schwierig. Im Buch gibt es zwar eine Liste mit Ermittlern, allerdings ist diese hinten angehängt, sodass ich persönlich sie erst nach dem Lesen gefunden habe. Da es nicht nur Tinus Gerving als Ermittler gibt und seine „Kollegen“ von unterschiedlichen Behörden kommen, ist es schwierig, alle auseinander zu halten und sie ihrem entsprechenden Arbeitgeber zuzuordnen.  Wer die ersten beiden Bände nicht gelesen hat, wird – wie ich – die zahlreichen Anspielungen auf diese vorherigen Fälle des Teams nicht verstehen. Persönlich muss ich aber sagen, dass ich dadurch neugierig auf diese beiden Bücher geworden bin.  Wer diese beiden ebenfalls nicht kennt, kann Totenruhe dennoch lesen.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen – einmal in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Auch das macht den Einstieg in die Handlung nicht leichter. Hierdurch erhält man auch einen Eindruck des Dorfes zu Zeiten der Franco-Diktatur und was diese Zeit politisch für Spanien bedeutet. Außerdem gibt es Szenen aus Alinas Perspektive. Diese sind definitiv nichts für schwache Nerven, verleihen dem Buch aber nochmal eine besondere Spannung. Allgemein weist das Buch eine großartige Spannungskurve auf, sodass man kaum aufhören kann zu lesen. Da sich der Stil und flüssig lesen lässt und kaum ausschweift, ist es also durchaus möglich, das Buch an einem Nachmittag durchzulesen.
Tinus Gerving ist als Ermittler eine spannende Figur. Auch wenn er definitiv zu den Guten gehört, ignoriert er zur Lösung des Falls gerne die Regeln. Das mag unmoralisch wirken, hat aber Erfolg und er hat die richtigen Motive dafür. Die anderen Ermittler sind ebenfalls gut ausgearbeitet, sie haben alle ihr Päckchen zu tragen, auch wenn man manches davon nur am Rande mitbekommt. Da wäre meiner Meinung nach etwas mehr möglich gewesen und hätte vielleicht auch geholfen, sie besser auseinander zu halten.
Einige der Wendungen sind überraschend und lassen sich nur schwer vorausahnen, sodass das Buch bis zum Schluss unterhaltsam und spannend bleibt.
Arvid Heubner hat in diesem Thriller vieles richtig gemacht und ein gutes Buch abgeliefert, gefühlt wäre aber mehr drin gewesen – zumindest hatte ich mir durch den Klappentext ein bisschen mehr versprochen. Deswegen, und aufgrund der Startschwierigkeiten, muss ich dem Buch leider einen Stern abziehen. Wer dennoch auf der Suche nach guter Unterhaltung ist, sollte dem Buch definitiv eine Chance geben.