Rezension

Wenn ein Priester gleichzeitig leidenschaftlicher Koch ist

Das große Festmahl -

Das große Festmahl
von Robert Farrar Capon

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses 1969 erstmals erschienene Buch ist so bekannt, dass es zur englischen Originalausgabe sogar einen Wikipedia Eintrag gibt. Es einem bestimmten Genre zuzuordnen ist hingegen schwer, doch der Autor stellt gleich im Vorwort fest, dass das so in Ordnung ist, denn er ist ja schließlich der Autor und darum kann er sein Buch so schreiben, wie es am besten zu ihm passt.

 

Und so liegt hier ein Buch vor, das weder Kochbuch, Ratgeber noch theologische Abhandlung ist, sondern ein bisschen von allem. Grundgerüst ist das Rezept „Vier Mal Lamm für acht Personen“, und dieses Rezept zieht sich durch das ganze Buch. Doch enthält das Buch trotzdem so viel mehr, was das Kochen angeht. Dabei liegt der Schwerpunkt auf das Selbermachen. Sauce Hollandaise, Blätterteig, Nudelteig oder Fond sind nur einige der Grundrezepte, die dieses Buch enthält. Und der Autor beginnt auch wirklich mit den Grundlagen. So kann allein das bedächtige Schälen einer Zwiebel eine Stunde dauern, denn dabei gibt es allerhand zu bedenken.

 

Es ist schwer sich in diesem Buch zurechtzufinden, denn es fühlt sich so an als hätte der Autor alle Zeit der Welt und würde gemütlich beim Zubereiten einer herrlichen Mahlzeit über Gott und die Welt plaudern. Dabei hat er ausschweifende Gedankengänge, spricht mal über Erziehung, mal über Diäten oder erklärt, was bei der Vorbereitung einer Dinnerparty zu beachten ist, und welche Heilmittel bei Sodbrennen helfen. Sehr leidenschaftlich wird er, wenn es um das richtige Werkzeug in der Küche, und erst recht, wenn es um Lebensmittel geht. Der Grundtenor seiner Ausführungen ist eine große Liebe für das Leben und das Essen, beides gute Gaben Gottes, die genossen werden sollen. Und es geht tatsächlich in diesem Kochbuch immer wieder um den Glauben. Dabei betont der Autor vor allem Gottes Liebe und das Wunder der Schöpfung.

 

Zwei Werte, die in unserer Zeit wiederentdeckt werden, liegen ihm am Herzen: Achtsamkeit und Nachhaltigkeit. Beim Zelebrieren der Zubereitung einer Mahlzeit bringt er das zum Ausdruck. Es wird nicht rasch eine Speise zubereitet, stattdessen werden zunächst einmal die Zutaten und Vorgänge beim Kochen in Ruhe betrachtet und erwägt. Und weggeworfen sollte man auch nichts, aus einem Stück Fleisch können schließlich mehrere Mahlzeiten zubereitet werden.

 

Fazit: Für Liebhaber von gutem Essen und der wunderbaren Schöpfung Gottes. Dieses Buch ist nicht wirklich ein Kochbuch, sondern eher das Vermächtnis eines Priesters und Kochs, und ein sehr persönliches Statement über Lebensmittel, Geistliches, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit.