Rezension

Wenn etwas schreckliches passiert, gerät alles aus den Fugen!

Schuldig - Jodi Picoult

Schuldig
von Jodi Picoult

Bewertet mit 5 Sternen

Ein junges Mädchen, nichts könnte ihr näher liegen als Erwachsen werden, einen Jungen küssen und sich endlich von den Eltern los sagen. Auch Trixi geht es so. Mit ihrem ersten Freund Jason erfährt sie genau, was sie sich wünscht, bis seine Liebe in Gewalt umschlägt'.. Ohnmächtigt, im Innern zerzaust und unfähig irgendetwas zu sagen, überträgt sich ihr Gefühlswirrwar auf die Familie. Was tun als Vater? Was tun als Mutter? Und was passiert, wenn sich Vater und Mutter nicht mehr so nahe stehen? Wenn sogar das Konstrukt 'Zuhause' fast nicht mehr existiert?

Ich freue mich immer auf einen neuen Picoult. Und ich kann auch viele ihrer Bücher wärmstens empfehlen. Dieses Buch lässt mich aber ratlos zurück. Am Anfang wird man ziemlich unaufgefordert von einer Zeit in die Nächste geschleift. Erst ist man kurz in der Gegenwart, dann in der Vergangenheit, um dann wieder fluchs in der Gegenwart zu landen. Außerdem wechseln schon am Anfang so oft die Charaktere, dass ich mich erst mal fragt: Worum geht es eigentlich? Erst auf Seite 50 hatte sich der ständige Wechsel beruhigt und ich fand einen roten Faden, der sich mir endlich erschloss.

Okay, das Lesen an sich konnte los gehen, ich hatte etwas an das ich mich halten konnten. Was dann folgt, ist ein richtiger Picoult-Roman. Herzzereißend, die Geschichte erschütternd und so, das sie auch uns passieren könnte. Unserem Kind, unserer Schwester, unseren Eltern. In jeder Kleinstadt passiert so etwas wahrscheinlich wöchentlich, nur wir erfahren es nicht. Es passiert, steht in der Zeitung und wir nehmen keine Notiz davon.

Des Themas wegen möchte ich mich auch gar nicht beschweren. Ich finde es sprachlich, aber nicht ausgreift. Es ist an einigen Stellen überfrachtet mit blühenden, wehenden, schmalzigen Formulierungen. Diesmal wird aus 'einen Hund füttern' fast immer ein Pathos, etwas spirituelles, das unbedingt passieren muss, weil es die Welt verändert. Ohne soviel Pathos hätten mir einige Stellen noch besser gefallen.

Frau Picoult verurteilt in ihren Romanen grundsätzlich nie und auch in diesem hält sie sich damit zurück. Deswegen liebe ich ihre Romane. Ist die Situation noch so verfahren für Vater,Mutter und Kind, der Leser muss immer noch selbst urteilen, ob die Strafe verdient ist und ob sie reicht. Auch diesmal wissen wir nicht, was am Ende passiert. Wir ahnen nur, ob unser Herz später dagegen oder dafür schlägt.

Es ist ein aussagekräftiges Thema mit zuviel Pathos. Es ist ein Roman, der trotzdem zum Nachdenken anregt.