Rezension

Wer trägt die Schuld

Die Geschichte der Einsamkeit - John Boyne

Die Geschichte der Einsamkeit
von John Boyne

Bewertet mit 4 Sternen

>>Die Geschichte der Einsamkeit<< von John Boyne

Odran Yates, der Mitte der Fünfzigerjahre in Irland geboren wird, schildert uns in diesen Roman sein Leben von seiner Kindheit, bis zu seinen 60. Geburtstag. Nach einer Tragödie in der Familie, sucht seine Mutter Trost in der Kirche und der Religion. Eines morgens teilt sie ihren Sohn Odran mit, das er eine Berufung zum Priestertum hat und er wird für ein Studium angemeldet. Er freut sich sogar darauf und möchte unbedingt den Weg mit Gott gehen, weil er seiner Mutter vertraut. Das seine Mutter schon fast religös Besessen war, hat er zu dieser Zeit gar nicht so empfunden und er war wirklich Glücklich über seine Berufung, auch wenn er selbst sie eigentlich gar nicht gespürt hat.
Odran ist ein eher passiver Charakter, der nie viele Einwände hervor brachte und fast alles als geglaubt hat, was man ihm sagte. Seine Kindheit ist nun von strengstem Katholizismus geprägt, nach dem Motto "Bigotterie statt Nächstenliebe" ( Scheinheiligkeit und „kleinliche, engherzige Frömmigkeit und übertriebenen Glaubenseifer ). Im Priesterseminar bekommt er dann einen Zimmernachbarn und er merkt schnell, das Tom Cardle nicht freiwillig hier ist und eigentlich auch kein Priester werden möchte. Tom redet nicht viel über seine Familie und Odran hat eigentlich auch nie viele Fragen und geht Ärger meistens aus den Weg. Dennoch sollen sie fast 40 Jahre Freunde bleiben, auch wenn sie sich nicht zu oft sehen, weil sie einfach zu verschieden sind.

Wir begleiten Odran Yates auf seiner langen Reise bis er endlich Priester wird und in 16 Kapiteln schildert der (fiktive) katholische Priester uns seine Erlebnisse, die er gemacht hat. Man erfährt mehr über seine Familie und die schlimme Tragödie damals, die seine Mutter nur mit der Religion verarbeiten konnte. Die Geschichte erstreckt sich über die Jahre 1964 bis 2013 und spielt an verschiedenen Orten, wie in Irland, in Rom wo er ein sein letztes Jahr seiner Ausbildung verbracht hat und mal kurz in Norwegen.

Als er 40 Jahre später Freunde vor Gericht stehen sieht, Kollegen inhaftiert sind und sieht wie viele Familien von der Kirche im Stich gelassen wurden und wirklich schlimme Dinge enthüllt werden, die den Glauben des irischen Volkes in der Kirche erschüttern, zieht er die Notbremse, weil er auch erkennt, das er an der ganzen Sache auch eine Mitschuld trägt.

"Denk nur an all die Menschen, die mir vertrauen. Stell dir vor, es wird jemand verletzt, weil du einen Fehler gemacht hast. Oder weil ich einen Fehler gemacht habe. Möchtest du das auf dem Gewissen haben" Das hat ihn in seiner Kindheit der Bahnwart an der Schranke am Bahnübergang gesagt und diese Worte versteht er nun endlich und es steckt so viel Wahrheit darin.