Rezension

Wer vertraut, verliert...

Roter Rabe - Frank Goldammer

Roter Rabe
von Frank Goldammer

Bewertet mit 4 Sternen

Mit dem 4. Teil der Max-Heller-Reihe sind wir in den 1950er Jahren angekommen. Die DDR steckt in den Kinderschuhen, die Mächte drum herum versuchen nach wie vor, ihren Einfluss geltend zu machen. Kriminalkommissar Max Heller hat es nicht leicht zwischen den Geheimdienstspitzeln verschiedener Länder. Und mit dem (angeblichen) Selbstmord zweier Zeugen Jehovas im Gefängnis beginnt für ihn ein Katz-und-Maus-Spiel, in dessen Mittelpunkt „der Rabe“ rückt, ein berüchtigter Agent, von dem nur Gerüchte im Umlauf sind und dessen wahre Identität und Nationalität niemand kennt.

Man sieht also – es ist keine einfache Krimikost, die dem Leser hier geboten wird, sondern eher ein Agententhriller. Man muss schon mitdenken und wird hineingerissen in einen Strudel aus Lügen, Intrigen und Machtspielen. Frank Goldammer ist es gelungen, den Leser nicht nur als Beobachter in den Kalten Krieg zu führen, sondern ihn quasi mitten hinein zu schubsen. Irgendwann wusste auch ich beim Lesen nicht mehr – wem kann man vertrauen? Kann man überhaupt jemandem vertrauen im Dresden des Jahres 1951?

In einer Nebenhandlung wird die private Geschichte der Familie Heller weitererzählt – diesmal allerdings sehr fokussiert auf Heller und seine Frau. Es geht vorrangig darum, dass sie ein Besuchervisum für den Westen bekommen hat und den ausgereisten Sohn besucht, während Heller Zweifel kommen, ob seine Frau überhaupt wieder in den Osten zurückkehrt. Leider wird in diesem Teil kaum auf Hellers anderen Sohn eingegangen, der sich zum systemtreuen SED’ler gemausert hat und wohl eine große Karriere beim MfS anstrebt. Im letzten Band waren da Konflikte zwischen Vater und Sohn offenbar geworden und ich hatte mich darauf gefreut zu lesen, wie es zwischen den beiden weitergeht. Schade, dass das diesmal so gar kein Thema war… jetzt hoffe ich, dass es im nächsten Band wieder mehr in den Mittelpunkt rückt.

Insgesamt habe ich auch diesen Band wieder sehr genossen – wenn auch nicht ganz so sehr, wie das Vorgängerbuch. Ich werde aber auf jeden Fall die Reihe weiterverfolgen und freue mich schon auf ein neues Krimiabenteuer mit Max Heller.