Rezension

Wer wacht über die Wächter?

Götterdämmerung - Tanja Kinkel

Götterdämmerung
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 4 Sternen

"Götterdämmerung" ist ein Wissenschaftsthriller von Tanja Kinkel und ist als Taschenbuch 2005 im Knaur Verlag erschienen.

Die Handlung spielt im Amerika der Gegenwart. Der Journalist Neil LaHaye kommt durch Zufall einem gewaltigem Geheimnis auf die Spur. Eigentlich wollte er etwas über die Anfänge des AIDS Virus herausfinden, doch im Zuge seiner Recherchen taucht immer wieder ein Name auf:Dr. Victor Sanchez und der Pharmakonzern Livion. Bald schon ist Neil in eine Verschwörung zwischen Livion und der Regierung verstrickt, die weit über das hinausgeht, was er sich in seinen kühnsten Albträumen vorstellen könnte. Unerwartete Hilfe bekommt er dabei von der Wissenschaftlerin Beatrice die, ohne es zu wissen, im Mittelpunkt einer riesigen Katastrophe steht.

Dieser Roman beschreibt ein erschreckend realistisches Szenario. Was weiß man als Normalbürger schon darüber was in den Regierungen und Konzernen der Welt vor sich geht? Die Angst ist ein starker Motivator und ist in der Lage den gesunden Menschenverstand auszuschalten. Die "Bösen" in diesem Thriller wollen Amerika um jeden Preis beschützen und gehen dafür auch über die sprichwörtlichen Leichen. Sollte man tatsächlich alles, was die Wissenschaft ermöglicht, auch anwenden? Die Frage ist in der Tat: "Wer wacht über die Wächter?"

Der Protagonist Neil kommt sympathisch rüber. Sein Konflikt zwischen ihm, seiner Exfrau Elaine, seinen Kindern und seinem Beruf erscheint glaubwürdig. Die Exfrau wirkt dabei ziemlich unausstehlich, und bringt einen sofort auf die Seite von Neil.
Wahnsinnig unfreundlich kommt auch Warren Mears daher, ein Arbeitskollege von Victor Sanchez. Aber im Gegensatz zur Exfrau scheint mir seine Bösartigkeit Beatrice gegenüber seltsam übertrieben und unrealistisch, selbst im Wissen darum wer bzw. was Beatrice letztendlich ist.
Sehr unglaubwürdig ist auch die Reaktion von Beatrice, als sie die Wahrheit über ihre Lichtallergie erfährt. Hier hätte ich wesentlich mehr Wut von ihr erwartet.
Ziemlich verwirrend ist die E-Mail Kommunikation von Neil. Man muss sich schon genau die einzelnen Absender und Empfänger ansehen und auch für später merken um nicht vollkommen durcheinander zu kommen. Hier wäre es besser gewesen anstatt der E-Mail Adressen einfach die Namen zu benutzen.
Als letzten Kritikpunkt ist das erschreckende, aber leider auch viel zu abrupte Ende zu nennen. Dies hätte die Autorin noch weiter ausführen können um die Katastrophe noch deutlicher hervorzuheben.

Alles in Allem ist "Götterdämmerung" ein äußerst spannender Thriller, der bis auf einige wenige Kritikpunkte durchaus zu überzeugen weiß.