Rezension

Wer zieht die Fäden?

Lieblingsopfer -

Lieblingsopfer
von Andrea Becker

Bewertet mit 4 Sternen

„...Er lief durch den saalgroßen Raum auf die am Boden liegende Gestalt im ausgeleierten Jogginganzug zu, wie auf eine Taube, die er aufscheuchen wollte...“

 

Aber da gab es nichts mehr aufzuscheuchen. Die Frau war tot. Polizei aber kann man jetzt am wenigsten gebrauchen, beginnt doch bald die Probewoche für ausgesuchte Personen in der neuen exklusiven Kurklinik.

Glücklicherweise kennt Bernhard den Detektiv Sam. Er engagiert ihn mit seiner Partnerin Mathilda. Sie sollen ein Auge auf das Geschehen haben. Von der Toten wissen sie nichts. Die wurde erst einmal auf Eis gelegt.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und humorvollen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Für mich war es das erste Buch der Autorin. Ich hatte aber kein Problem, der Handlung zu folgen.

Es sind drei Herren, die ein historisches Haus zur Kurklinik umfunktioniert haben. Die dazu gehörende Quelle soll für sprudelnde Einnahmen sorgen. Bernhard ist Arzt, Manfred für die Verwaltung zuständig und Nikos kümmert sich um die Finanzen.

Für besondere Höhepunkte sorgt Mathilda. Sie hat die Aufgabe, dem Personal auf die Finger und den Mund zu schauen. Beim Koch macht sie sich gleich unbeliebt, als sie ihm klar macht, dass seine Nahrungsmittel nicht von glücklichen Tieren stammen. Zu Recherchezwecken spannt sie ihre Freundin Ulla mit ein.

Eigentlich hatten sich Sam und Mathilda auf ein paar geruhsame Tage eingerichtet, in denen sie die eine oder andere Anwendung der Klinik ausprobieren wollten. Dann aber folgt ein Zwischenfall auf den nächsten. Außerdem stellt Mathilda fest, dass der äußere Schein nur die halbe Wahrheit erzählt. Dahinter verstecken sich Schimmelflecken und marode Technik. Charakterlich kommen mir Sam und Mathilda wie Feuer und Wasser vor. Ersterer bewegt sich elegant in der feinen Gesellschaft, Mathilda kann der gar nichts abgewinnen. Vor einem Interview gibt Sam ihr den folgenden Rat:

 

„...Wenn Sie die Mitarbeiter befragen, dann bedenken Sie doch bitte, das man Mäuse mit Nutellabrot fängt und nicht so lange anschnauzt, bis sie in die Falle laufen...“

 

Mit einem haben die Besitzer nicht gerechnet: Mathildas unstillbare Neugier. Sie kommt der Toten sehr schnell viel zu nahe.

Während sich die Kurgäste in einem inszenierten Krimispiel wähnen, gilt es herauszufinden, wer warum der Kurklinik schaden will.

Die Geschichte lädt zum Mitraten und Mitdenken ein. Natürlich gehe ich dabei alle Umwege und Irrgänge mit, denn nichts ist so, wie es scheint.

Während Bernhard und Manfred für mich wenig fassbar sind, werden einige Protagonisten, die nur eine Nebenrolle spielen, gerade durch ihr Tun sehr gut charakterisiert. Sie wirken wesentlich sympathischer als zwei der Besitzer. Der Dritte, Nikos, ist aufgeschlossen und weiß mit den Leuten umzugehen.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Der Spannungsbogen ist hoch. Im Handlungsablauf gibt es die eine oder andere Überraschung, und am Ende bleibt keine Frage offen.