Rezension

Westernromanze mit Potenzial nach oben

Bullheart: Wenn die Arena dich ruft -

Bullheart: Wenn die Arena dich ruft
von Lara Kalenborn

Bewertet mit 4 Sternen

Avanna Archer liebt Bullriding und reist mir ihrem kleinen Bruder Ty von Turnier zu Turnier. Nachdem sein bester Freund aber bei einem Wettkampf tödlich verletzt wird, verliert Ty den Halt und verschwindet spurlos. Avanna findet ihn auf der Ranch des Bullriding-Meisters Eliu Valdez. Ty hat dessen neuesten Zuchtbullen in den Tod getrieben und muss nun seine Schuld abarbeiten. Avanna unterstützt ihn dabei, gerät aber immer wieder mit Eliu aneinander. Ihre offene, aufmüpfige Art und sein düsteres, geheimnisvolles Wesen passen einfach nicht zueinander.

 

Avanna scheut keine Herausforderung und keine körperliche Arbeit, mag sie noch so schwer sein. So stelle ich mir ein typisch amerikanisches Cowgirl vor. In einer von Männern dominierten Welt lässt sie sich nichts gefallen und nicht unterbuttern. Allerdings ist sie auch gewissen Zwängen unterworfen. Statt ihre Familie beim Erhalt ihrer Ranch zu unterstützen, würde sie lieber studieren und hätte sogar schon das passende Stipendium.

 

Eliu hingegen ist eher ruhig, zurückhaltend und konzentriert sich auf den Ausbau seiner Ranch. Auch wenn das Bullriding ihm immer wieder Verletzungen zufügt, ist es eine Aktivität, auf die er nicht verzichten möchte. Avanna ist da eine unliebsame Ablenkung.

 

Lara Kalenborn ist mir durchaus als Autorin diverser Kurzgeschichten bekannt. Auf ihren Roman unter der Obhut eines bekannten Verlages habe ich mich daher gefreut. Trotzdem hinterlässt mich das Buch eher zwiegespalten, denn es gibt - aus meiner Sicht - einige Schwächen.

 

Oft gibt es Sprünge innerhalb eines Kapitels, die mich verwirrt zurücklassen, weil mir dadurch Informationen fehlen. Beispiel: Eliu hat nach einem Kampf einen erheblich verletzten Arm, der ihm große Schmerzen bereitet. Einige Seiten weiter ist davon keine Rede mehr und er schwingt sich wieder auf einen Bullen. Derartiges findet sich immer mal wieder. Für eine Kurzgeschichte ist das völlig in Ordnung, bei einem Roman aber darf gerne mehr erläutert werden. Auf der anderen Seite habe ich nach dem x-ten Mal schon lange verstanden, dass Avannas Fuchsstute Right Now heisst. Auf der einen Seite also öfter mal zu viel, auf der anderen Seite zu wenig des Guten.

 

Mir sind auch die Charaktere nicht wirklich nahe gekommen. Avanna fand ich oft sehr anstrengend und nervig. Ihre Verhaltensweisen sind nicht immer in sich stimmig. So direkt sie Eliu gegenüber auftritt, so sehr steckt sie auch ein, wenn sie Anweisungen von Elius Mutter oder ihrer eigenen bekommt. Das geht bis zur Selbstverleugnung, wird aber nicht weiter thematisiert. Eliu fand ich da schon besser skizziert, auch wenn es natürlich immer schwer ist, hinter die Mauern verschlossener Menschen zu schauen. Erotische Szenen sind wohldosiert und nicht übermässig vorhanden. Aber auch da ist leider der Funke nicht wirklich übergesprungen. Was in einer Kurzgeschichte sinnlich sein kann, braucht in einem Roman mehr Ausarbeitung.

 

Gut eingefangen hat die Autorin die Atmosphäre Wyomings und der Wettkämpfe. Liebhaber*Innen von Westernromanzen kommen hier sicherlich auf ihre Kosten. Auch wenn es für mich nicht für die volle Punktzahl gereicht hat, sehe ich für Lara Kalenborn zweifellos Potenzial.