Rezension

Wichtiges Buch über ein Tabuthema

Paul ist tot - Regine Schneider

Paul ist tot
von Regine Schneider

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch vereint die Geschichten von Witwen, die erzählen, wie sie das Sterben und den Tod ihres Ehegatten, Freundes oder Partners erlebt haben. Dabei kommen ganz unterschiedliche Schicksale zusammen: Die Verkraftung der Selbsttötung des Partners und der damit begrabene Kinderwunsch, diverse Krebserkrankungen und das würdevolle Sterben im Hospitz, die Abschiedsfeier eines Todkranken mit lieben Freunden, Reisen vor oder nach dem Tod, wie z. B. Witwenkreuzfahrten, die beim Trauern helfen sollen, aber auch viele gesellschaftlich bedingte negative Erlebnisse, wie z. B. die Ehefrau, die nach dem plötzlichen Herztod des Mannes von der Kripo automatisch als verdächtig angesehen wird oder skrupellose und unmenschliche Ärzte, die eine unter Schock stehende Frau dazu drängen, die Organe ihres hirntoten Mannes zur Organspende freizugeben...

Die Geschichten werden abgerundet durch kurze, aber sehr informative Artikel zu praktischen Aspekten zum Thema Tod, wie z. B. wie die Einäscherung funktioniert, welche Pflichten es von Seiten des Gesetzgebers gibt, aber auch welche Rechte die Angehörigen haben. Vieles davon wusste ich nicht, z. B. dass ein Toter nicht in einem bestimmten Zeitraum nach seinem Tod beerdigt werden muss oder dass es große Unterschiede zwischen den Bestattern und Bestattungsformen gibt.

Das Cover ist trotz des eindeutigen Titels durch die Farbe und die Aufmachung recht fröhlich gehalten. Das soll vermutlich aussagen, dass der Tod eben kein Tabuthema sein sollte, da er zum Leben dazu gehört und er deshalb auch in bunt dargestellt werden kann.

Leider hatte das Cover aber bei mir die Assoziation geweckt, es handele sich bei den Geschichten (auch) um welche mit eher schwarzem Humor als um erzählte Dramen. Das ist aber nicht so: Die Geschichten sind größtenteils sehr tragisch, sehr traurig und manche auch sehr heftig zu lesen, weil kein Blatt vor den Mund genommen wird. Das zur Warnung für unbedarfte Leser wie mich, die den Inhalt dann doch zu sehr nach dem Cover beurteilen. ;-)

Ansonsten bin ich aber sehr begeistert von dem Buch, weil es ein wichtiges Thema anspricht, was immer noch ein großes Tabu ist, das dringend gebrochen werden muss, und kann es auf jeden Fall weiterempfehlen!