Rezension

Wie alles begann...

Langsame Jahre - Fernando Aramburu

Langsame Jahre
von Fernando Aramburu

Langsame Jahre – Fernando Aramburu

Ist es tatsächlich so, dass Zeit, die man in einer Diktatur (vergleichsweise Gefangenschaft) verbringt, wesentlich langsamer vergeht, als Jahre in Freiheit? Ja, vermutlich ist das so und damit hat Aramburu seinen Buchtitel treffend gewählt, denn wie schon in seinem großen Erfolg „Patria“ geht es um die schweren Jahre der Basken unter Francos Herrschaft.

Sehr viel mehr möchte ich zum Inhalt auch gar nicht sagen, es geht um eine einfache baskische Familie, die in diesen langen und harten Jahren um ein einigermaßen normales Leben kämpft. Der Klappentext sagt dazu:

„Nach dem großen Erfolg des Baskenromans „Patria“ wird hier erzählt, wie alles begonnen hat: eine berührende Familiengeschichte aus der Perspektive eines Kindes“

 Aramburu kann schreiben, das ist gewiss. Er vermag es, den Leser mit wenigen Sätzen in seinen Bann zu ziehen und ihn in ein anderes Land, eine andere Zeit, ein völlig fremdes Leben zu entführen.

Es ist unmöglich, diesen Roman nicht mit seinem großen Bruder „Patria“ zu vergleichen, egal welches Buch denn nun zuerst geschrieben wurde bzw. erschienen ist.

Wie schon erwähnt, sind Thematik und Schreibstil unverkennbar, quasi ein Markenzeichen Aramburus. Der Aufbau dieses Romans unterscheidet sich allerdings grundlegend. Zum einen ist „Langsame Jahre“ wesentlich schmaler. Zum anderen beschreibt hier ein Junge dem Autor seine Erinnerungen. Dieser notiert sie, macht sich in vielen Einschüben selbst Notizen, wie das Erzählte zu einem Roman verarbeitet werden kann. So setzt sich dieses Buch aus Erzählungen und Bruchstücken eines Skripts zusammen. Ist dies einerseits sehr interessant, da es Einblicke in das Handwerk des Schriftstellers gewährt, hemmt es doch ein bisschen den Lesefluss und lässt den Leser emotional nicht so nah an die Figuren heran, wie er das aus „Patria“ gewohnt ist.

 Fazit: Absolut lesenswert, an „Patria“ reicht es aber nicht ganz heran!