Rezension

Wie ein Film der einen mitreißt und zum Nachdenken und Lachen bringt

Eigentlich Liebe - Anne Sonntag

Eigentlich Liebe
von Anne Sonntag

Bewertet mit 5 Sternen

Hanna, Clara und Vero, dass sind drei Freundinnen, die durch dick und dünn gehen. Alle drei sind entweder unglücklich, verlassen oder betrogen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, sind sie auch noch auf eine Traumhochzeit eingeladen. Eine Traumhochzeit bei der sie weder Braut noch Brautjungfer sind. Doch beim Blick auf die Gästeliste wird es spannend. Denn ein paar sehr gut aussehende Männer sorgen für Gefühlschaos und Herzklopfen und die Frage ist am Ende: Wer gehört denn eigentlich zu wem?
 

Meinung

 
Schreibstil:
 
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive erzählt und zwar immer abwechselnd mal aus Sicht von Hanna, Clara und Vero. Das hat mir richtig gut gefallen. So erleben wir die Geschichte durch alle drei und haben richtig viel Gelegenheit, jede gut kennen zu lernen. Es hatte fast etwas von einer Serie oder einem Film und machte Spaß. Sehr gut fand ich auch, dass das Buch mit Hanna einsteigt und auch mit ihr wieder aufhört. Ich mochte den Schreibstil sehr, so direkt und klar und gleichzeitig wundervoll beschreibend und gefühlvoll.
 

„Die Welt um mich herum zieht sich zurück, verstummt als wäre ich plötzlich unter Wasser während mich die Erkenntnis trifft, wie eine Welle, die sich tosend an Land geworden hat, um mich dann klammheimlich mit in die Tiefe zu reißen.“ (S. 151)

 
Charaktere:

 
Wir erleben das Buch aus Sicht von Clara, Hanna und Vero. Zunächst geht es mit Hanna los. Hanna, die eher schüchterner ist, gerne auch mal Panik-Attacken hat, sich mit Entscheidungen schwer tut und es mit der Schlagfertigkeit nicht so hat. Was ich super sympathisch fand und mich sehr an mich selbst erinnerte:
 
Weiter ging es mit Clara, die eine Schönheit ist mit ihren langen braunen Haaren, ihren Rehaugen und dem verführerischen Blick. Sie ist gerade erst verlassen worden, obwohl sie sich so sicher war, jeden Moment den Antrag zu bekommen. Clara, die sowas gar nicht auf sich sitzen lassen will und die durchtriebene der Drei ist. Und die gar nicht mehr wusste, was die Liebe und das Leben eigentlich für sie bereit halten kann.
 

„Selbst wenn alles nur Show war, weiß ich jetzt wieder, wie es sein kann – wie es sich für mich anfühlen kann.“ (S. 211)

 
Und schließlich noch Vero. Vero hat lange schlanke Beine. Früher war sie mal, wie sie sich selbst sieht, ein Püppchen, mit langen, blonden Locken, das in engen Kostümen herum gelaufen ist und immer zu kicherte. Doch das hat sie abgeschafft, sie macht mit ihren 27 Karriere, hat jetzt einen kurzen Pixischnitt und trägt Hosenanzug.
 

„Ich habe meine kühle Fassade inzwischen so perfektioniert, dass sie zu einem Teil von mir geworden ist. Oder bin ich ein Teil von ihr geworden?“ (S. 20)

 
Und ihre Beziehung mit dem heißblütigen Italiener Enzo ist längst nicht mehr das, was sie mal war. Doch ist das so, weil die beiden nicht mehr zusammen passen. Oder weil Vero nicht mehr in ihre Fassade passt?
 
Geschichte:
 
Das Buch erzählt eigentlich nur von zwei Tagen. Dem Rest von Tag eins, an dem wir Einsteigen, als Clara den Laufpass bekommt und Hanna sich ihn ihren Nachbarn verknallt und Vero darüber nachdenkt, ob sie wirklich noch glücklich ist mit Enzo.
 
Und dem Tag der Traumhochzeit eines alte Freundes von den drei. Alle drei sind nicht gerade auf der Höhe, traurig, einsam, verlassen und unglücklich machen sie sich auf den Weg dorthin. Eigentlich haben sie gar keine Lust mehr, doch dann beschließt Clara mit einem heimtückischen Plan doch auf die Hochzeit zu gehen, Hanna stürzt sich in einen leidenschaftlichen One-Evening-Stand und Gero fühlt sich auf einmal zu zwei Männern hingezogen..und einer davon ist nicht ihr Freund.
 
Wir erleben eine wundervolle, filmreife Geschichte. Dabei begleiten wir alle drei durch den Tag, der viele Höhen und Tiefen bereit hält
 

„Jetzt heißt es aufräumen, sich aufrappeln, den Staub abklopfen und das Krönchen richten – und dann heißt es weitergehen, weil das Leben nicht ewig wartet.“ (S. 202)

 
Es ist ein Buch wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle, voller Lachen, Freude und Tränen, Romantik und Herzschmerz, Höhen und Tiefen, ein Buch wie ein Film, der einen mitreißt und zum Nachdenken bringt und mit einem Lächeln zurück lässt.
 

„Ich will mich nicht als Experte in Liebesdingen aufspielen, aber ich denke, ich weiß, wenn ich wahre Liebe sehe. Die Art von Liebe, die einen gemeinsam stark sein und Hindernisse überwinden lässt und für die in ‚guten wie in schlechten Zeiten‘ nicht nur Worthülsen sind.“ (S. 149)

Fazit

„Alles, was mir gefehlt hat, war eigentlich Liebe“ (S. 261)

 
Ein wundervolles Buch. Es hat mich großartig unterhalten und mit genommen auf eine Gefühlsachterbahn voller Höhen und Tiefen, Freude und Kummer. Es brachte mich zum Lachen, Weinen und zum Nachdenken und am Ende ist doch eines klar – eigentlich brauchen wir doch alle nur Liebe. Ich gebe wohlverdiente fünf Sternen.